Tour 11: Mindelheimer Klettersteig / Überschreitung Schafalpenköpfe (15.10.2005)
Anreise
D-75181 Pforzheim nach Mittelberg (Kleinwalsertal)
Entfernung: ca. 275 km Fahrzeit: ca. 2 1/2 Std
Über die A 8 nach "Ulm", auf die A 7 Richtung "Kempten" - bis zum "Allgäuer Autobahndreieck", dann erst auf der A980 und später auf der Bundesstraße immer Richtung Oberstdorf. Kurz vor Oberstdorf dann Abzweigung ins Kleinwalsertal. Man passiert Riezlern und Hirschegg und erreicht schließlich Mittelberg. Hier kurz vor dem Ortsausgang nach links Richtung "Schwendle, Höfle" abbiegen und der schmalen Straße rechts hoch bis zum Gasthof Schwendle folgen. Hier großer Parkplatz (2.50 EUR Tageskarte).
D-75181 Pforzheim nach Mittelberg (Kleinwalsertal)
Entfernung: ca. 275 km Fahrzeit: ca. 2 1/2 Std
Über die A 8 nach "Ulm", auf die A 7 Richtung "Kempten" - bis zum "Allgäuer Autobahndreieck", dann erst auf der A980 und später auf der Bundesstraße immer Richtung Oberstdorf. Kurz vor Oberstdorf dann Abzweigung ins Kleinwalsertal. Man passiert Riezlern und Hirschegg und erreicht schließlich Mittelberg. Hier kurz vor dem Ortsausgang nach links Richtung "Schwendle, Höfle" abbiegen und der schmalen Straße rechts hoch bis zum Gasthof Schwendle folgen. Hier großer Parkplatz (2.50 EUR Tageskarte).
Ausrüstung
- gute Wanderbekleidung (einschl. Regenjacke etc.)
- festes Schuhwerk für Geröll
- Helm - Steinschlaggefahr durch Vorrausgehende
- Klettersteigset für Geübte empfehlenswert - für Anfänger unbedingt erforderlich
- unbedingt empfehlenswert sind Handschuhe für die Seilsicherungen am Klettersteig, etc.
- Stöcke - erleichtern sicheren Stand übers Geröll, im Schnee und bei Steigung/Gefälle
- Sonnenschutz für Kopf (Tuch/ Hut) und Haut (Sonnenmilch -spray)
- Notfall-Set (praktisch 1.Hilfe-Tasche für Motorrad)
- Handschuhe für Eisen- bzw. Stahlseilsicherungen des Klettersteiges
- krampflösende Calcium-Magnesium-Tabletten (günstig in jeder Drogerie)
- Handy / Notfall: Im Wildental guter Empfang, im weiteren Verlauf des Krumbacher Höhenweges mal mehr mal weniger Empfang von Mobilfunknetzen.
Wegbeschreibung
Teil unserer diesjährigen Abschlusstour ins Kleinwalsertal, war die Überschreitung der Schafalpenköpfe - vielen wohl besser bekannt als der "Mindelheimer Klettersteig". Schon richtig gespannt was uns erwarten würde, fuhren wir kurz vor Oberstdorf die letzten Kehren hoch ins Kleinwalsertal. Hie und da begrüßten uns ein paar Häuser am Straßenrand und von den Berghängen winkten uns vereinzelt flackernde Lichtlein.
In Mittelberg halten wir gespannt Ausschau nach dem Parkplatz beim "Gasthof Schwendle" und folgen dann kurz vor Ortsausgang der Abzweigung nach Links Richtung "Höfle, Schwendle". Ein schmales Sträßchen bringt uns auf die andere Seite des Kleinwalsertales, das durch ein kleines Flüsschen getrennt ist. Nach einigen Kurven gelangen wir an eine riesige Übersichtstafel, dem sich ein gebührenpflichtiger Parkplatz anschließt - vom "Gasthof Schwendle" keine Spur. Wir beschließen hier unser Auto für 2,50 EUR Tageskarte abzustellen und genehmigen uns vor dem Abmarsch noch schnell ein Frühstück mit heißem Kaffee und Weckchen.
Um kurz nach Sieben gings dann los ins Wildental, Richtung Fiderepasshütte, die laut Hinweistafel noch geöffnet war. Auch die Mindelheimer Hütte wurde hier noch als geöffnet geführt. Schau mer mal - wir hatten da andere Informationen. Die leicht ansteigende Straße führt zunächst nach Schwendle und nach wenigen Metern stehen wir auf einem riesigen Parkplatz (jetzt mal im Vergleich zum Parkplatz in Hinterhornbach) - direkt vor dem "Gasthof Schwendle". Wer sagts denn; wir waren auf dem richtigen Weg.
Vom Parkplatz (2,50 Tageskarte mit Erstattung bei Verzehr im Gasthof) führt eine noch schmalere Fahrstraße durch ein kleines Wäldchen zu einer schnuckeligen Pension, die mit weiteren Parkplätzen aufwartet (2,-- EUR) - wir waren echt baff!
Bei der Oberen Wiesalpe angelangt, entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg über die Innerkuhgehren-Alpe. Von dieser Route haben wir als echtem Geheimtipp gelesen und wollten dem nun nachgehen. Schon während des knackigen Aufstieges über zahlreiche Serpentinen hat man einen tollen Blick über das Kleinwalsertal und weit darüber hinaus. Gegenüber erstrahlt der Hohe Ifen und der Gottesacker in den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen - weiter hinten streckt ein unbekannter Gipfel seine Spitze über das Kleinwalsertal.
Der Umweg über die Innerkuhgehren-Alpe ist nur zu empfehlen. Man gelangt schnell auf luftige Höhen und behält diese bis zum Fiderepass auch bei. Hoch über dem Wildental erschließen sich so tolle Ausblicke, die einem beim Aufstieg auf dem 'Normalweg' nicht gegönnt wären.
Großer und Kleiner Widderstein, Walmendinger Horn - um nur einige Namen zu nennen - erheben sich im weiten Rund und belohnen die Anstrengung des steilen Aufstieges. Im weiteren Verlauf haben wir schon das heutige Tagesziel vor Augen - der langgezogene Bergkamm der Schafalpen, die uns noch etwas verschlafen beäugen. Spätestens nach dem Frühstück werden wir dann miteinander Bekanntschaft machen und hoffentlich Freundschaft schließen.
Wir queren unterhalb der Hammerspitze langsam Richtung Fiderepass. Von unten kommt der 'Normalweg' vom Wildental und über die Fluchtalpe in vielen Kehren langsam den Berg hoch. Wir waren jetzt richtig froh, schon auf der entsprechenden Höhe zu sein und genoßen den Blick hinunter mit etwas Schadenfreude.
Nach einer kleinen Welle stehen wir unvermittelt vor der großen Felsstufe unterhalb der Fiderepasshätte - dem Fiderepass. Hier vereint sich unser 'Geheimtipp' wieder mit dem 'Normalweg' *alles wird gut*. Ein paar kurze steile Kehren und wir erreichen zu Füßen der Hochgehrenspitze (oder auch Schüsser genannt) die Fiderepasshütte. Nach einer kurzen Rast, bei der uns der Hüttenwirt über eine bereits vorrausgegangene Gruppe von Schülern berichtete, machten wir uns bereit zum Anstieg auf die Fiderescharte.
Von der Terasse der Fiderepasshütte hat man einen tollen Blick auf die Silhouette der Schafalpenköpfe. Hoch oben kann man gerade noch die Leiterbrücke erkennen, die einen Felsspalt überspannt und später ein luftiges Vergnügen sein wird. Der Anstieg zur Fiderescharte führt zunächst durch die Schuttfelder der Schafalpenköpfe und endet in ein paar spitzen Kehren auf dem Saubuckel.
Hier oben haben wir jetzt einen umfassenden Blick ins Rappenalptal, Warmatsgundtal und das Wildental. Hinten erhebt sich die Pyramide des Hochvogels, vor den schrägen Zacken der Höfats.
Wir folgen dem Grat in südlicher Richtung, verabschieden den Krumbacher Höhenweg Richtung Mindelheimer Hütte und stehen kurz darauf am Einstieg des Mindelheimer Klettersteiges.
"Dem geschickten Wanderen bieten Klettersteige mit einfacher Kletterei und ohne aufwendige Sicherungstechnik, sonst nur richtigen Bergsteigern vorbehaltene Eindrücke und Erlebnisse." Getreu diesen einleitenden Worten aus einem Bergführer legen wir unsere Sicherheitsausrüstung, Helm und Klettersteigset, an und wären jetzt eigentlich startklar. Wir dürfen aber erst geduldig auf eine kleine Gruppe warten, die sich gleich hier am Einstieg festgefahren hat. Der wurde von den Erbauern mit Bedacht ziemlich anspruchsvoll gestaltet, um eine "Qualifikations-Hürde" zu setzen. Ziemlich steil geht es über zwei Leitern und durch eine Rinne, die mit Stiften und Seilen gesichert ist. Hier umzukehren und die Alternative "Krumbacher Höhenweg" zu wählen ist keine Schande, sondern ein Zeichen von gesundem Verstand. Die Gruppe vor uns quälte sich mit gegenseitigem Mutzusprechen Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Die Bemerkung eines Teilnehmers, "..ob es denn gut gewesen wäre, gleich den Mindelheimer als ersten Klettersteig zu versuchen...", scheint sich hier zu erübrigen.
An einer geeigneten Stelle werden wir dann freundlich vorbeigelassen. Wir erreichen kurz darauf auch schon den höchsten Punkt der Tour mit 2.320m am Nördlichen Schafalpenkopf. Zum Gipfelkreuz sind es ein paar Meter nach rechts. Ein großartiger Blick bietet sich uns zur Hammerspitze, ins Kleinwalsertal und zum Hohen Ifen mit dem Gottesackerplateau. Auf der anderen Seite grüßen Hochvogel und Höfats, über dem Rappenalptal der Hauptkamm der Allgäuer Alpen von Trettachspitze und Mädelegabel bis zum Biberkopf und noch viel weiter.
Vom flachen Gipfelgrat wird man durch einen Steilabruch seilgesichert auf Eisenstiften bis zur Hälfte einer 20m hohen Felswand hinuntergeführt. Hier steigt man bequem auf eine Leiter um, die zur Scharte zwischen Nördlichem und Südlichem Schafalpenkopf ins Flache führt. Nun folgt man dem breiten Kammrücken über leicht gesicherte Passagen bis zu einer tiefen Scharte, die mit einer luftigen Leiterbrücke überwunden wird. Großartig, ja fast atemberaubend, ist der Blick zu der schätzungsweise 300m tiefer gelegenen Fiderepasshütte. Die Brücke ist für viele das optische Wahrzeichen des Mindelheimer Klettersteiges und zudem beliebtes Fotomotiv.
Kurz hinter der Brücke geht es in einer "schrägen Verschneidung unter Überhängen" abwärts. Übersetzt bedeutet das: Abstieg über ein schräg verlaufendes Felsband entlang einer überhängenden Felswand *grins*.
Zwischendurch bieten sich immer wieder atemberaubende Tiefblicke ins Wildental. Vor uns liegt der mächtige Pfeiler des mittleren Gipfels - getrennt durch eine tiefe Scharte. Der Grat bricht hier ab über eine senkrechte Wand, die über Eisenbügel und seilgesichert hinuntergeklettert wird. Am Ausstieg gehts dann etwas ausgesetzt nach rechts ab, wieder auf den Grat. Den Steinbock unter uns, schien das wenig zu interessieren. Er schaute nur, ob wir ihn vielleicht besuchen kommen.
Wir sind nun in der Scharte angelangt und haben den Anstieg zum Mittelgipfel direkt vor uns - für viele die vielleicht anspruchvollste Passage. Für uns nur ein Schokoriegel ;o).
In einem engen seilgesicherten Kamin entsteigt man auf Bügeln auf einen spitzen Felsen, auch schon mal Felsendomspitze genannt. Ein kurzes spektakuläres mit Eisennägeln gesichertes Stück erinnert an das "Brett" der Zugspitze. Eine breite, etwa 60 Grad geneigte Felsplatte will überwunden werden. Das mach richtig Spass - nur abrutschen sollte man nicht. Der Blick hinab über die Nordabstürze der Schafalpen ins Wildental und über das Rappenalptal hinweg zum Allgäuer Hauptkamm ist ein Hochgenuss. Zumal bei diesen tollen Bedingungen.
Nach kurzer Zeit überqueren wir bereits die Zacken der Gipfelkrone und nähern uns dem Abstieg in die 160m tiefer gelegene Scharte vor dem letzten Schafalpenkopf. Ein luftiges Vergnügen.
Der Abstieg verläuft dann eher gemütlich. Größtenteils führt der Weg über wenig steiles grasiges Gelände und ein kleines, durch Eisenbügel entschärftes, Steilstück. Zu dem Steilstück kommen wir gleich nochmal. Zwischendurch genießen wir die sich öffnenden Tiefblicke ins Rappenalptal, wo aufsteigender Nebel die Landschaft in ein geradezu mystisches Licht taucht.
Eine seilgesicherte Rinne führt uns nocheinmal in die Höhe auf eine spitze Felsnadel - vielleicht ist auch das die in einem älteren Bergführer erwähnte Felsendomspitze.
Das markante Aussehen hierzu hat die Felsspitze auf jeden Fall. Auf der einen Seite gings munter rauf, auf der anderen Seite dafür umso steiler auf Eisenbügeln wieder runter. Aber nicht ganz - nur bis auf etwas halber Höhe - auf den weiteren Verlauf des Gipfelgrates.
Die schwierigsten Passagen sind nunmehr geschaft. Auf grasigen Tritten gelangt man auf den Südlichen Schafalpenkopf.
Man muss auch schon zweimal hinschauen, um hier überhaupt einen Gipfel ausmachen zu können.
Wow, was für eine Rundumsicht. Der Hochvogel grüßt nachwievor mit seiner mächtigen Gestalt. Dem weiteren Verlauf des Schafalpenkammes folgend, liegen Liechelkopf, Geißhorn und so einprägsame Gipfel wie Elfer und Zwölfer direkt vor unserer Nase. Wir beschließen unsere Pause auf ein grasiges Liegewiesen-Stück kurz unterhalb des Gipfels zu verlegen und die Aussicht zu genießen.
Nach einer ausgiebigen Pause und einem kurzen Neben-dem-Gipfel-Shooting gings dann munter weiter. Wer jetzt aufgrund der optischen Eindrücke glaubt, dass es das war - sieht sich kurz darauf eines Besseren belehrt.
Beim Abstieg vom Südlichen Schafalpenkopf tun sich nochmal wahre Abgründe auf. Plötzlich stellen sich Felstürme in den Weg, die man vorher beim Blick zum Kemptner Köpfle gar nicht gesehen hat. Also bereit machen für einen tollen Endspurt.
Über den breiten Gratrücken gehts erstmal entspannt bergab, bis hinter einer Biegung eine fast senkrechte, mit Eisenstiften gespickte Felsplatte auf uns wartet. Eine bügel- und seilgesicherte Steilrinne folgt, die man ungefähr 20 m bis zum Felsfuss hinabklettert.
Wir gelangen auf grasiges Gelände und können mit Stolz behaupten, den Mindelheimer Klettersteig in seiner ganzen Schönheit erlebt zu haben - denn hier ist das Klettervergnügen zu Ende.
Aber Obacht: Wie Sascha Sauer in seinem Bericht erwähnt, besteht am Sattel zum Kemptner Köpfle die Gefahr, einer falschen Pfadspur zu folgen und so in unangenehm steiles Felsgelände mit abschüssigen Schlammpassagen zu gelangen. Hier also unbedingt nach dem optisch guten Weg suchen, falls die Markierungen nicht eindeutig zu erkennen sind. Bei unserer Tour ist uns dies gar nicht aufgefallen, was vielleicht an den guten äußeren Bedingungen lag.
Wir haben beim Gehen auf vorwiegend grasigem Gelände nun wieder die Möglichkeit, ausgiebig die Landschaft zu beobachten und die tolle Aussicht zu genießen.
Wir folgen weiter den grasigen Kehren entlang des Gipfelgrates Richtung Kemptner Köpfle, dessen namensgebendes Kaminartiges Aussehen zu einer ausgiebigen Pause einlädt.
Wie auf einer Festung hat man hier alles im Blick. Diesen Eindruck unterstützen schießschartenähnliche Felsöffnungen, die einen ganz neuen Blick der Dinge ermöglichen. Unter uns liegt die Mindelheimer Hütte, die in 15 Minuten vom Kemptner Köpfle aus zu erreichen ist. Leider war sie heute bereits saisonbedingt geschlossen, was am Parkplatz in Mittelberg allerdings noch als geöffnet aushängte.
Ein Blick zurück auf den Südlichen Schafalpenkopf zeigt den Verlauf der Pfadspuren über den Gratrücken.
Nun steht nur zunächste der Abstieg vom Kemptner Köpfle in die Kemptner Scharte bevor. Vom Gipfel hat man einen großartigen Überblick über die sich ins Wildental stürzenden Serpentinen. Auf dem schön angelegten Weg an dem felsigen Rücken gehts teilweise seilgesichert im steilen Zickzack bergab, bis am Felsfuß sanft auslaufende Kehren auf den grünen Almboden der Hinteren Wildenalpe führen. An der Alphütte vorbei gelangt man entweder über die Vordere Wildenalpe, oder aber direkt, über eine riesige, den Schafalpenköpfe vorgelagerte Geländestufe, zur Fluchtalpe.
Der Wasserfall des Wildenbaches hat es hier wesentlich einfacher: er stürzt sich waghalsig ins Wildental. Wir lassen die Vordere Wildenalpe hinter uns und gelangen über den 'Normalweg' auf teilweise stark ausgepültem Untergrund schließlich zur Fluchtalpe.
An der Fluchtalpe befindet sich gleichzeitig die Talstation der Materialseilbahn zur Fiderepasshütte. An unserem Vorbeimarsch lagen dort jede Menge Paraglide-Schirme, die wohl für den nähsten Tag noch hochgebracht werden sollten. Damit hatte uns auch die Bequemlichkeit der Zivilisation wieder. Ab hier führt eine breite Fahrstraße über teilweise grasigen Almboden das Wildental hinunter. Die Spuren des Hochwassers von 2005 sind überall sichtbar - teilweise mussten die Straße und ganze Hänge neu aufgeschüttet werden.
Bis zum Parkplatz waren es dann nur noch ein paar Meter durch ein kleines, ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenes Wäldchen. Das um 15.00 Uhr abgelaufene Parkticket hat auch niemanden gestört, wie erfreulich.
Zum Abschluss noch eine Aufnahme von unserer Rast auf der Fiderepasshütte von heute nachmittag gegen 16:30 Uhr. Wie kann das sein, werden sich vielleicht einige fragen? Doch das wird wohl unser kleines Geheimnis bleiben.
Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit und Geduld, des doch etwas ausführlicher gewordenen Tourberichtes. Bis zum nächsten Mal. (Mark, Oliver 10/2005)
Teil unserer diesjährigen Abschlusstour ins Kleinwalsertal, war die Überschreitung der Schafalpenköpfe - vielen wohl besser bekannt als der "Mindelheimer Klettersteig". Schon richtig gespannt was uns erwarten würde, fuhren wir kurz vor Oberstdorf die letzten Kehren hoch ins Kleinwalsertal. Hie und da begrüßten uns ein paar Häuser am Straßenrand und von den Berghängen winkten uns vereinzelt flackernde Lichtlein.

Um kurz nach Sieben gings dann los ins Wildental, Richtung Fiderepasshütte, die laut Hinweistafel noch geöffnet war. Auch die Mindelheimer Hütte wurde hier noch als geöffnet geführt. Schau mer mal - wir hatten da andere Informationen. Die leicht ansteigende Straße führt zunächst nach Schwendle und nach wenigen Metern stehen wir auf einem riesigen Parkplatz (jetzt mal im Vergleich zum Parkplatz in Hinterhornbach) - direkt vor dem "Gasthof Schwendle". Wer sagts denn; wir waren auf dem richtigen Weg.
Vom Parkplatz (2,50 Tageskarte mit Erstattung bei Verzehr im Gasthof) führt eine noch schmalere Fahrstraße durch ein kleines Wäldchen zu einer schnuckeligen Pension, die mit weiteren Parkplätzen aufwartet (2,-- EUR) - wir waren echt baff!
Bei der Oberen Wiesalpe angelangt, entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg über die Innerkuhgehren-Alpe. Von dieser Route haben wir als echtem Geheimtipp gelesen und wollten dem nun nachgehen. Schon während des knackigen Aufstieges über zahlreiche Serpentinen hat man einen tollen Blick über das Kleinwalsertal und weit darüber hinaus. Gegenüber erstrahlt der Hohe Ifen und der Gottesacker in den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen - weiter hinten streckt ein unbekannter Gipfel seine Spitze über das Kleinwalsertal.
Von den ersten Sonnenstrahlen wachgerüttelt erheben sich gegenüber der Hohe Ifen und das sich anschließende Gottesackerplateau, mit seinen markanten Ausprägungen.


Der Umweg über die Innerkuhgehren-Alpe ist nur zu empfehlen. Man gelangt schnell auf luftige Höhen und behält diese bis zum Fiderepass auch bei. Hoch über dem Wildental erschließen sich so tolle Ausblicke, die einem beim Aufstieg auf dem 'Normalweg' nicht gegönnt wären.
Großer und Kleiner Widderstein, Walmendinger Horn - um nur einige Namen zu nennen - erheben sich im weiten Rund und belohnen die Anstrengung des steilen Aufstieges. Im weiteren Verlauf haben wir schon das heutige Tagesziel vor Augen - der langgezogene Bergkamm der Schafalpen, die uns noch etwas verschlafen beäugen. Spätestens nach dem Frühstück werden wir dann miteinander Bekanntschaft machen und hoffentlich Freundschaft schließen.
Wir queren unterhalb der Hammerspitze langsam Richtung Fiderepass. Von unten kommt der 'Normalweg' vom Wildental und über die Fluchtalpe in vielen Kehren langsam den Berg hoch. Wir waren jetzt richtig froh, schon auf der entsprechenden Höhe zu sein und genoßen den Blick hinunter mit etwas Schadenfreude.
Nach einer kleinen Welle stehen wir unvermittelt vor der großen Felsstufe unterhalb der Fiderepasshätte - dem Fiderepass. Hier vereint sich unser 'Geheimtipp' wieder mit dem 'Normalweg' *alles wird gut*. Ein paar kurze steile Kehren und wir erreichen zu Füßen der Hochgehrenspitze (oder auch Schüsser genannt) die Fiderepasshütte. Nach einer kurzen Rast, bei der uns der Hüttenwirt über eine bereits vorrausgegangene Gruppe von Schülern berichtete, machten wir uns bereit zum Anstieg auf die Fiderescharte.
Von der Terasse der Fiderepasshütte hat man einen tollen Blick auf die Silhouette der Schafalpenköpfe. Hoch oben kann man gerade noch die Leiterbrücke erkennen, die einen Felsspalt überspannt und später ein luftiges Vergnügen sein wird. Der Anstieg zur Fiderescharte führt zunächst durch die Schuttfelder der Schafalpenköpfe und endet in ein paar spitzen Kehren auf dem Saubuckel.
Hier oben haben wir jetzt einen umfassenden Blick ins Rappenalptal, Warmatsgundtal und das Wildental. Hinten erhebt sich die Pyramide des Hochvogels, vor den schrägen Zacken der Höfats.
Wir folgen dem Grat in südlicher Richtung, verabschieden den Krumbacher Höhenweg Richtung Mindelheimer Hütte und stehen kurz darauf am Einstieg des Mindelheimer Klettersteiges.
"Dem geschickten Wanderen bieten Klettersteige mit einfacher Kletterei und ohne aufwendige Sicherungstechnik, sonst nur richtigen Bergsteigern vorbehaltene Eindrücke und Erlebnisse." Getreu diesen einleitenden Worten aus einem Bergführer legen wir unsere Sicherheitsausrüstung, Helm und Klettersteigset, an und wären jetzt eigentlich startklar. Wir dürfen aber erst geduldig auf eine kleine Gruppe warten, die sich gleich hier am Einstieg festgefahren hat. Der wurde von den Erbauern mit Bedacht ziemlich anspruchsvoll gestaltet, um eine "Qualifikations-Hürde" zu setzen. Ziemlich steil geht es über zwei Leitern und durch eine Rinne, die mit Stiften und Seilen gesichert ist. Hier umzukehren und die Alternative "Krumbacher Höhenweg" zu wählen ist keine Schande, sondern ein Zeichen von gesundem Verstand. Die Gruppe vor uns quälte sich mit gegenseitigem Mutzusprechen Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Die Bemerkung eines Teilnehmers, "..ob es denn gut gewesen wäre, gleich den Mindelheimer als ersten Klettersteig zu versuchen...", scheint sich hier zu erübrigen.
An einer geeigneten Stelle werden wir dann freundlich vorbeigelassen. Wir erreichen kurz darauf auch schon den höchsten Punkt der Tour mit 2.320m am Nördlichen Schafalpenkopf. Zum Gipfelkreuz sind es ein paar Meter nach rechts. Ein großartiger Blick bietet sich uns zur Hammerspitze, ins Kleinwalsertal und zum Hohen Ifen mit dem Gottesackerplateau. Auf der anderen Seite grüßen Hochvogel und Höfats, über dem Rappenalptal der Hauptkamm der Allgäuer Alpen von Trettachspitze und Mädelegabel bis zum Biberkopf und noch viel weiter.
Vom flachen Gipfelgrat wird man durch einen Steilabruch seilgesichert auf Eisenstiften bis zur Hälfte einer 20m hohen Felswand hinuntergeführt. Hier steigt man bequem auf eine Leiter um, die zur Scharte zwischen Nördlichem und Südlichem Schafalpenkopf ins Flache führt. Nun folgt man dem breiten Kammrücken über leicht gesicherte Passagen bis zu einer tiefen Scharte, die mit einer luftigen Leiterbrücke überwunden wird. Großartig, ja fast atemberaubend, ist der Blick zu der schätzungsweise 300m tiefer gelegenen Fiderepasshütte. Die Brücke ist für viele das optische Wahrzeichen des Mindelheimer Klettersteiges und zudem beliebtes Fotomotiv.





Kurzer Rückblick auf den Gipfelgrat der Schafalpen und den bisherigen Verlauf des Mindelheimer Klettersteiges (wir sind von rechts nach links gelaufen - rechts der Nördliche Schafalpenkopf).


Kurz hinter der Brücke geht es in einer "schrägen Verschneidung unter Überhängen" abwärts. Übersetzt bedeutet das: Abstieg über ein schräg verlaufendes Felsband entlang einer überhängenden Felswand *grins*.
Zwischendurch bieten sich immer wieder atemberaubende Tiefblicke ins Wildental. Vor uns liegt der mächtige Pfeiler des mittleren Gipfels - getrennt durch eine tiefe Scharte. Der Grat bricht hier ab über eine senkrechte Wand, die über Eisenbügel und seilgesichert hinuntergeklettert wird. Am Ausstieg gehts dann etwas ausgesetzt nach rechts ab, wieder auf den Grat. Den Steinbock unter uns, schien das wenig zu interessieren. Er schaute nur, ob wir ihn vielleicht besuchen kommen.
Wir sind nun in der Scharte angelangt und haben den Anstieg zum Mittelgipfel direkt vor uns - für viele die vielleicht anspruchvollste Passage. Für uns nur ein Schokoriegel ;o).
In einem engen seilgesicherten Kamin entsteigt man auf Bügeln auf einen spitzen Felsen, auch schon mal Felsendomspitze genannt. Ein kurzes spektakuläres mit Eisennägeln gesichertes Stück erinnert an das "Brett" der Zugspitze. Eine breite, etwa 60 Grad geneigte Felsplatte will überwunden werden. Das mach richtig Spass - nur abrutschen sollte man nicht. Der Blick hinab über die Nordabstürze der Schafalpen ins Wildental und über das Rappenalptal hinweg zum Allgäuer Hauptkamm ist ein Hochgenuss. Zumal bei diesen tollen Bedingungen.
Nach kurzer Zeit überqueren wir bereits die Zacken der Gipfelkrone und nähern uns dem Abstieg in die 160m tiefer gelegene Scharte vor dem letzten Schafalpenkopf. Ein luftiges Vergnügen.
Der Abstieg verläuft dann eher gemütlich. Größtenteils führt der Weg über wenig steiles grasiges Gelände und ein kleines, durch Eisenbügel entschärftes, Steilstück. Zu dem Steilstück kommen wir gleich nochmal. Zwischendurch genießen wir die sich öffnenden Tiefblicke ins Rappenalptal, wo aufsteigender Nebel die Landschaft in ein geradezu mystisches Licht taucht.
Eine seilgesicherte Rinne führt uns nocheinmal in die Höhe auf eine spitze Felsnadel - vielleicht ist auch das die in einem älteren Bergführer erwähnte Felsendomspitze.
Das markante Aussehen hierzu hat die Felsspitze auf jeden Fall. Auf der einen Seite gings munter rauf, auf der anderen Seite dafür umso steiler auf Eisenbügeln wieder runter. Aber nicht ganz - nur bis auf etwas halber Höhe - auf den weiteren Verlauf des Gipfelgrates.
Die schwierigsten Passagen sind nunmehr geschaft. Auf grasigen Tritten gelangt man auf den Südlichen Schafalpenkopf.
Man muss auch schon zweimal hinschauen, um hier überhaupt einen Gipfel ausmachen zu können.
Wow, was für eine Rundumsicht. Der Hochvogel grüßt nachwievor mit seiner mächtigen Gestalt. Dem weiteren Verlauf des Schafalpenkammes folgend, liegen Liechelkopf, Geißhorn und so einprägsame Gipfel wie Elfer und Zwölfer direkt vor unserer Nase. Wir beschließen unsere Pause auf ein grasiges Liegewiesen-Stück kurz unterhalb des Gipfels zu verlegen und die Aussicht zu genießen.
Gigantischer Panoramablick auf den Allgäuer Hauptkamm. Mehr muss man dazu gar nicht sagen.
Markantester Gipfel ist hier vielleicht rechterhand der Biberkopf - um das doch noch kurz anzufügen.

Markantester Gipfel ist hier vielleicht rechterhand der Biberkopf - um das doch noch kurz anzufügen.

Nach einer ausgiebigen Pause und einem kurzen Neben-dem-Gipfel-Shooting gings dann munter weiter. Wer jetzt aufgrund der optischen Eindrücke glaubt, dass es das war - sieht sich kurz darauf eines Besseren belehrt.
Beim Abstieg vom Südlichen Schafalpenkopf tun sich nochmal wahre Abgründe auf. Plötzlich stellen sich Felstürme in den Weg, die man vorher beim Blick zum Kemptner Köpfle gar nicht gesehen hat. Also bereit machen für einen tollen Endspurt.
Über den breiten Gratrücken gehts erstmal entspannt bergab, bis hinter einer Biegung eine fast senkrechte, mit Eisenstiften gespickte Felsplatte auf uns wartet. Eine bügel- und seilgesicherte Steilrinne folgt, die man ungefähr 20 m bis zum Felsfuss hinabklettert.





Wir gelangen auf grasiges Gelände und können mit Stolz behaupten, den Mindelheimer Klettersteig in seiner ganzen Schönheit erlebt zu haben - denn hier ist das Klettervergnügen zu Ende.
Aber Obacht: Wie Sascha Sauer in seinem Bericht erwähnt, besteht am Sattel zum Kemptner Köpfle die Gefahr, einer falschen Pfadspur zu folgen und so in unangenehm steiles Felsgelände mit abschüssigen Schlammpassagen zu gelangen. Hier also unbedingt nach dem optisch guten Weg suchen, falls die Markierungen nicht eindeutig zu erkennen sind. Bei unserer Tour ist uns dies gar nicht aufgefallen, was vielleicht an den guten äußeren Bedingungen lag.
Wir haben beim Gehen auf vorwiegend grasigem Gelände nun wieder die Möglichkeit, ausgiebig die Landschaft zu beobachten und die tolle Aussicht zu genießen.
Wir folgen weiter den grasigen Kehren entlang des Gipfelgrates Richtung Kemptner Köpfle, dessen namensgebendes Kaminartiges Aussehen zu einer ausgiebigen Pause einlädt.
Wie auf einer Festung hat man hier alles im Blick. Diesen Eindruck unterstützen schießschartenähnliche Felsöffnungen, die einen ganz neuen Blick der Dinge ermöglichen. Unter uns liegt die Mindelheimer Hütte, die in 15 Minuten vom Kemptner Köpfle aus zu erreichen ist. Leider war sie heute bereits saisonbedingt geschlossen, was am Parkplatz in Mittelberg allerdings noch als geöffnet aushängte.
Ein Blick zurück auf den Südlichen Schafalpenkopf zeigt den Verlauf der Pfadspuren über den Gratrücken.
Nun steht nur zunächste der Abstieg vom Kemptner Köpfle in die Kemptner Scharte bevor. Vom Gipfel hat man einen großartigen Überblick über die sich ins Wildental stürzenden Serpentinen. Auf dem schön angelegten Weg an dem felsigen Rücken gehts teilweise seilgesichert im steilen Zickzack bergab, bis am Felsfuß sanft auslaufende Kehren auf den grünen Almboden der Hinteren Wildenalpe führen. An der Alphütte vorbei gelangt man entweder über die Vordere Wildenalpe, oder aber direkt, über eine riesige, den Schafalpenköpfe vorgelagerte Geländestufe, zur Fluchtalpe.
Der Wasserfall des Wildenbaches hat es hier wesentlich einfacher: er stürzt sich waghalsig ins Wildental. Wir lassen die Vordere Wildenalpe hinter uns und gelangen über den 'Normalweg' auf teilweise stark ausgepültem Untergrund schließlich zur Fluchtalpe.
An der Fluchtalpe befindet sich gleichzeitig die Talstation der Materialseilbahn zur Fiderepasshütte. An unserem Vorbeimarsch lagen dort jede Menge Paraglide-Schirme, die wohl für den nähsten Tag noch hochgebracht werden sollten. Damit hatte uns auch die Bequemlichkeit der Zivilisation wieder. Ab hier führt eine breite Fahrstraße über teilweise grasigen Almboden das Wildental hinunter. Die Spuren des Hochwassers von 2005 sind überall sichtbar - teilweise mussten die Straße und ganze Hänge neu aufgeschüttet werden.





Blick zurück auf den mächtigen Kamm der Schafalpenköpfe, die uns mit den letzten Sonnenstrahlen einen letzten Gruß zukommen lassen. Die Heimat des Mindelheimer Klettersteiges hat uns mit ihrer Vielseitigkeit überrascht und nicht nur für heute in ihren Bann gezogen - mit weiteren Besuchen ist zu garantiert zu rechnen.


Bis zum Parkplatz waren es dann nur noch ein paar Meter durch ein kleines, ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenes Wäldchen. Das um 15.00 Uhr abgelaufene Parkticket hat auch niemanden gestört, wie erfreulich.
Zum Abschluss noch eine Aufnahme von unserer Rast auf der Fiderepasshütte von heute nachmittag gegen 16:30 Uhr. Wie kann das sein, werden sich vielleicht einige fragen? Doch das wird wohl unser kleines Geheimnis bleiben.
Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit und Geduld, des doch etwas ausführlicher gewordenen Tourberichtes. Bis zum nächsten Mal. (Mark, Oliver 10/2005)

