Tour 8: Breitenberg & Hohe Gänge (Fünf-Gipfel-Tour) (23.10.2004)
Anreise
D-75181 Pforzheim nach D-87541 Hindelang/Hinterstein über Oberjoch
Entfernung: ca. 265km Fahrzeit: ca. 3 Std
Über die A 8 nach "Ulm", auf die A 7 Richtung "Kempten" - bis zur Autobahnausfahrt Nr. 130 "Oy-Mittelberg" - dann Richtung "Wertach/Oberjoch" bis nach Hindelang-Bad Oberdorf. Im Kreisverkehr abbiegen nach "Hinterstein". Gleich beim E-Werk hinter Bruck und noch vor Hinterstein auf der linken Seite auf den großen gebührenpflichtigen Parkplatz.
D-75181 Pforzheim nach D-87541 Hindelang/Hinterstein über Oberjoch
Entfernung: ca. 265km Fahrzeit: ca. 3 Std
Über die A 8 nach "Ulm", auf die A 7 Richtung "Kempten" - bis zur Autobahnausfahrt Nr. 130 "Oy-Mittelberg" - dann Richtung "Wertach/Oberjoch" bis nach Hindelang-Bad Oberdorf. Im Kreisverkehr abbiegen nach "Hinterstein". Gleich beim E-Werk hinter Bruck und noch vor Hinterstein auf der linken Seite auf den großen gebührenpflichtigen Parkplatz.
Ausrüstung
- gute Wanderbekleidung (einschl. Regenjacke etc.)
- festes Schuhwerk für Geröll
- Stöcke - erleichtern sicheren Stand übers Geröll, im Schnee und bei Steigung/Gefälle
- in der Hauptsaison Helm zum Schutz vor herabfallenden Steinen von Vorauswandernden
- Kinder an den markanten Stellen ans Seil nehmen
- Sonnenschutz für Kopf (Tuch/ Hut) und Haut (Sonnenmilch -spray)
- Notfall-Set (praktisch 1.Hilfe-Tasche für Motorrad)
- ausreichend Flüssigkeit (unterwegs nur an der Elpen-Alpe Auffüllmöglichkeit)
- eine schöne Brotzeit
- für evtl. Altschneereste Grödl + Gamaschen
- krampflösende Calcium-Magnesium-Tabletten (günstig in jeder Drogerie)
Wegbeschreibung
Nachdem in den Allgäuer Alpen der erste Schnee bereits Mitte Oktober gefallen war, hatten wir die Hoffnungen auf eine schöne Herbsttour fast schon aufgegeben. Dann freuten wir uns jedoch über das nasse Herbstwetter und die wieder etwas angestiegenen Temperaturen. Täglich schauten wir gespannt in die Webcams von Hochgrat und Nebelhorn. Die Schneedecke taute weg und die Wettervorhersagen sprachen von Fön in den Alpen. Fön Fön.
Die Entwicklung am Freitag noch abgewartet, entschlossen wir uns dann kurzfristig für eine herbstliche Tagestour so im Bereich von 2.000m, um etwaigen Unabwägbarkeiten aus dem Weg zu gehen. Anhand unserer Liste von geplanten Touren, einigten wir uns auf den Breitenberg und die Überschreitung der Hohen Gänge. Danach wollten wir vor Ort über den weiteren Routenverlauf entscheiden.
Abfahrt wie gewohnt um 3.30 Uhr in der Früh. Noch in der Dunkelheit erreichen wir gegen 6.30 Uhr den Parkplatz beim E-Werk, zwischen Bruck und Hinterstein. Dieser Parkplatz hat gegenüber dem Parkplatz am Ende von Hinterstein den Vorteil, dass er zum einen um die Hälfte billiger und zum anderen bei einen Abstieg über Häbelesgund und Retterschwanger Tal den weiteren Rückweg erspart.
Vorsorglich lösen wir ein Parkticket bis 17.30 und laufen mit eingeschaltetem Fernlicht erstmal ein paar Meter auf der
Straße Richtung Hinterstein. Am Ortseingang verlassen wir die Straße, überqueren die Ostrach über eine rustikale Holzbrücke und gelangen auf den Rundwanderweg, dem wir dann Richtung "Mösle-Alpe" (von der Brücke aus links abbiegen) folgen. Der Weg schlängelt sich teilweise durch ein Wäldchen parallel zu Hinterstein an der Ostrach entlang. Irgendwann passieren wir links ein lustig anmutendes Hexenhäuschen mit einem originellen Gartenzaun aus Holzrädern. Da es noch dunkel war, hielten wir es für ein Gartenhäuschen. Mittlerweile haben wir erfahren, dass es sich hierbei um das weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Kutschenmuseum handelt.
An Hinterstein vorbei, gelangen wir an eine große Wegkreuzung, wo wir dem Wegweiser Richtung "Elpealpen" folgen und schließlich in vielen Kehren durch den Wald empor mit dem ersten Sonnenstrahl zu den Weidegründen (sog. "Gries") der Unteren Elpe-Alpe gelangen. Hier besteht die Möglichkeit, an einem Brunnen die Wasservorräte etwas aufzufüllen.
Die grünen Hänge fallen sanft ab ins Ostrachtal und geben den Blick frei hinunter nach Hinterstein und auf die gegenüberliegenden Gipfel rund um das Rauhhorn. Die Wolken hängen heute morgen noch etwas tief, und schieben sich scheinbar nur schwerfällig über die knappen 2.000er Gipfel.
Wir folgen dem Weg auf grasigem Boden und vorbei an vereinzelten Tannen durchs Gries bis zur oberen Elpe-Alpe. Um die Tränken herum ist der Almboden durch das Weidevieh ziemlich arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Natur die Wunden bis zur neuen Weidesaison wieder schließen kann. Hinweise zu den "Auswirkungen alpwirtschaftlicher Nutzung auf die Ökologie in den Allgäuer Alpen" kann Diplombiologe Siegmund Rohrmoser geben (leider ist die Webseite nicht mehr online).
Durch den morastigen und ausgetretenen Boden bleiben wir auf dem Weg, der uns direkt bis an die Hänge des Breitenberges führt. Zuvor stoßen wir auf die erste knifflige Stelle des Tages, in Form von stufigen Tritten über eine überdimensionalen Baumwurzel.
Nach der erfolgreichen Bewältigung wird nebem dem weiteren Wegverlauf auch deutlich das Kreuz vom Breitenberg sichtbar.
Auf teils grasigen und steinigen Tritten erklimmen wir den letzten Aufschwung und gelangen so auf den vorgelagerten Ostgrat, der uns die letzten Meter bis zum Nord-Gipfel führt, auf dem auch das Gipfelkreuz steht. Im AV-Führer wird noch auf einen Süd-Gipfel hingewiesen, der nach 10 Minuten auf dem Grat erreicht wird. So genau ist uns das während unserer Tour nicht aufgefallen, noch haben wir auf dem Gipfel irgendwelche Hinweise dahingehend gefunden. Evtl. liegt dieser dann oberhalb der Latschen oder ist bereits ein namenloser Gipfel der Hohen Gänge.
Hier oben befinden wir uns an diesem Morgen kurz unterhalb der Wolkengrenze, was sich besonders an unangenehmen und kalten Aufwinden bemerkbar machte. Es lag beinahe schon etwas Düsteres und Bedrohliches in der Luft. Davon gänzlich unbekümmert, überholte uns am Gipfel ein Bergwanderer, der in luftiger Kleidung ziemlich flott unterwegs war und heute noch über den Hindelanger Klettersteig einen Abstecher zum Edmund-Probst-Haus machen wollte. Na, der hatte ja noch was vor. Getragen vom Auftrieb zeigten uns einige Bergdohlen ihre Flugkünste.
Da es hier vorne langsam doch etwas ungemütlich wurde und um nicht auszukühlen, machten wir uns auf den Weiterweg. Vom Gipfel zieht ein kaum eingescharteter Grat Richtung Heubatspitze, der nach Osten sehr steil Richtung Weidefläche der Elpealpen (Gries) und nach Westen sehr viel sanfter ins Häbelesgund abfällt. Der Pfad führt uns zunächst durch ein dichtwüchsiges Latschenfeld, das sich recht markant und auch charakteristisch für den Breitenberg vom Kamm bis zur Bergsohle im Häbelesgund zieht. Der starke Wind ließ den harzigen Kiefernduft leider nicht mehr besonders zur Geltung kommen.
Auf der gegenüberliegenden Rotspitze parkte noch eine Wolke und gab lediglich einen Blick auf die ins Häbelesgund hinabführende Flanke frei. Beim genauen Hingucken kann man den vom Kamm in Zickzack-Kehren hinabführenden Steig erkennen. Vielleicht nimmt unsere Tour ja genau diesen Verlauf - schau mer mal.
Genau in der Scharte nach der Durchquerung des Latschenwaldes zweigt rechterhand ein Steig ins Häbelesgund und weiter Richtung Retterschwanger Tal ab (Notabstieg und zurück zum E-Werk ca. 2 Std). Gleichzeitig beginnen hier die Hohen Gänge, der Nordteil des Hindelanger Klettersteiges, die im AV-Führer liebevoll "ein paar Felsköpfchen" genannt werden. Wir waren schon richtig gespannt, was sich wohl dahinter verbergen würde.
Der Hinweis "Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" sollte in einer kritischen Einschätzung von sich selbt, eventueller Begleitpersonen und der Ausrüstung sehr Ernst genommen werden. Bereit? Dann nix wie los.
Die Wolkenfetzen weichen langsam vor uns zurück und geben den Blick auf ein „paar Felsköpfchen“ frei. Der gut ausgeprägte Pfad schlängelt sich problemlos entlang der rechten Gratseite, verbunden mit tollen Tiefblicken ins Häbelesgund und auf der steil abfallenden Seite ins Gries. Schnell arbeiten wir uns vorwärts und gelangen in schrofiges Gelände, wo uns die erste seilgesicherte Stelle luftig aber ungefährlich an einem Felsköpfchen vorbeiführt. Es lohnt sich immer mal wieder einen Blick über den Grat zurück zum Breitenberg zu werfen – wirklich unglaublich, dass hier oben ein Weg verläuft.
Die Grenze der Schönwetterfront war von hier oben gut anhand eines blauen Streifens über dem Vorallgäu auszumachen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis sich die Sonne zu uns durchgekämpft hat.
Da hinten bekommt der Grünten die ersten Sonnenstrahlen ab. Leider war es am morgen noch etwas diesig und die Aufnahme damit etwas unscharf.
Die nächsten schrofigen Felsen lassen sich seilgesichert und in guten Trittstufen auf den quer verlaufenden Felsbändern umgehen. Diese markante Stelle ist zumindest auf der Seite ins Häbelesgund etwas ausgesetzt, aber für Freunde von leichter Kletterei ein wahrer Leckerbissen.
Die Wollken vor uns haben sich nun fast ganz verzogen und geben den Blick auf den weiteren Gratverlauf bis zur Heubatspitze frei. Nach der seitlichen Umgehung eines weiteren Felsköpfchens stehen wir plötzlich direkt völlig frei auf dem Grat (rechts und links geht’s nur noch abwärts) und vor einer Metall-Leiter, die an das nächste Hindernis in Form eines ca. 10 m hohen Felsbrockens angelehnt ist...und hoffentlich nicht nur angelehnt *grins*.
Die Leiter ist zum Glück fest mit dem Fels verbunden. Sie ist gut zu erklimmen. Lediglich der Ausstieg auf dem Felsen ist ausgesetzt und erfordert Schwindelfreiheit. Auf dem Boden nach dem Ausstieg ist zwar eine Seilsicherung angebracht, aber wohl eher schwer zu erreichen – außer man kriecht auf allen Vieren vorwärts, was aber nicht notwendig ist.
Informativer Hinweis: Im Fels selbst, ist eine Gedenktafel an Max Keck angebracht, die an seinen Tod 1978 im Wallis erinnert. Unsere Recherchen haben ergeben, dass es sich wohl um den Hindelanger Bergführer Max Keck handeln muss, der 1972 das Hindelanger Bergführerbüro mit Alpiner Beratungsstelle gegründet hat.
Kurz nach dem luftigen Ausstieg gilt es noch eine seilgesicherte Felsrinne zu erklimmen, bevor wir dann auf grasigen Tritten an die Heubatspitze herangeführt werden.
Den Gipfel nehmen wir dann ohne Mühe. Man hat eine herrliche Rundumsicht. Der Weg über die Hohen Gänge lässt sich prima bis zum Breitenberg zurück verfolgen. Interessant ist der ständige Wechsel zwischen den schräg verlaufenden Felsschichten und grasigen Flecken, was diesen Teil des Klettersteiges mit seinen „paar Felsköpfchen“ charakterisiert.
Diesen eher unauffälligen Berg ziert sogar ein Gipfelkreuz. Von hier oben zweigt jeweils ein Grat nach Westen zur Rotspitze (kleiner Verbindungsgrat ca. 20 min) und nach Osten Richtung Eckscheid, der seitlichen Begrenzung vom Gries (Elpe-Alpen vom Aufstieg).
Wir folgen aber einem weiteren Grat Richtung Süden, der zunächst als sanfter Blumenhang in den Hasenecksattel hinabführt und die Heubatspitze ans Daumenmassiv anschließt.
Auf dem Sattel besteht die Möglichkeit des Notabstieges über die Hasenegg-Alpen ins Retterschanger Tal und zurück zum Parkplatz (ca. 2,5 - 3 Std).
Aus dem Sattel führt ein teilweise scharfer aber aussichtsreicher Grasgrat bis an die felsige Seitenflanke heran. Vermutlich auch deswegen wird der Übergang in der Karte als "Auf der Schneid" bezeichnet.
Die Aussichten auf das Daumenmassiv sind immer noch durch eine tiefliegende Wolke getrübt. Beim weiteren Überqueren des Hasenecksattels scheuchen wir ein Rudel Gämsen auf, das etwas unterhalb im Hang ausruhend von unserem Besuch überrascht wurde. Für eine Nahaufnahme waren die Viecher allerdings zu schnell.
Am Fuß der felsigen Bergflanke angelangt offenbart sich uns das „Restprogramm“ auf den Kleinen Daumen: Steil aufragende schrofige Felsbänder mit netten Gerölleinlagen. Das wird ja heiter werden.
Eine Felsrinne zum Einstieg in den Aufstieg versucht uns gleich den Schneid abzukaufen. Wir meistern die Stelle mit der notwendigen Trittsicherheit über eine Art Felstreppe – stufige treppenähnliche Tritte im Fels.
Die Bergflanke fällt unterhalb des Felsaufbaus in ziemlich steilen Geröllrinnen zu den Hasenegg-Alpen ab. Auf dem durchgehend gut markierten Steig sind immer wieder Felsbänder, teils als Terassen oder seilgesicherten Rinnen, zu meistern. Manchmal verläuft der Pfad auch als schmale Trittspur am Fuß der Felsformationen - teilweise ausgesetzt und mit der Gefahr in eine Geröllrinne abzurutschen.
Ansonsten bietet der Übergang wieder nette und luftige Kraxelei (lt. AV-Führer bis 1+), die uns kurz unterhalb des Gipfelbereiches vom Kleinen Daumen führt. Nach rechts über ein Felsband und durch eine gesicherte steile Rinne werden wir zwischen den beiden Gipfeln des Kleinen Daumen auf den Grat gespuckt. Wow, was für ein Aufstieg. Wir gehen die letzten Meter zum Kreuzgipfel (2.185m) und genießen Aussicht und Stille bei mittlerweile aufgezogenem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Bis hierher war die Tour ein einsames Vergnügen, mit Ausnahme des Wanderfreundes, der uns am Breitenberg überholt hatte und der von hier aus auf dem Zwischengrat zum Großen Daumen zu sehen war. Nach einer kurzen Pause und der Aufnahme von einem 360° Panorama machten wir uns ebenfalls auf den Weg - rauf zum Großen Daumen. Der turmartige Gipfel des Kleinen Daumen (aus Hauptdolomit), fällt besonders auch von Hinterstein mit seinen teils sehr steil abrechenden, bis zu 500m hohen Wänden, auf. Werde beim nächsten Besuch in Hinterstein mal etwas genauer hingucken.
Der Übergang zum Großen Daumen verläuft auf einem teilweise gesicherten Grat, der vom Kreuzgipfel zunächst wieder an der Stelle des Aufstieges vom Hasenecksattel und dann unbemerkt am zweiten Gipfel (2.197m) vorbeiführt. Dabei kann es sich nur um den etwas höher gelegenen Höcker handeln, den wir auf einem kleinen etwas ausgesetzten schrofigen Band umgehen. Das Ausgesetzte sieht optisch jedenfalls schonmal ziemlich gut aus.
Auf der nach Osten abfallenden Seite liegt unter uns eingebettet der Engeratsgundsee. Wir gelangen jetzt in der Daumenscharte an eine Wegkreuzung, wo auf die Ostseite ein Abstieg zum Giebelhaus über den Engeratsgundsee (ca. 1,5 - 2 Std bis zum Giebelhaus: Busverbindung nach Hinterstein) und auf der Westseite über die Haseneck-Alpen ins Retterschwanger Tal (zurück ans E-Werk ca. 3 - 3,5 Std) möglich ist.
Wir gelangen nun an eine stockwerkhohe Stufe, die gut markiert über Fels, Geröll und kleine Schneereste nach rechts oben auf den Ostgrat des Großen Daumen führt.
Beim Aufstieg bietet sich uns zwischen den Felsspalten hindurch nochmal ein grandioser Blick auf den Engeratsgundsee. Scout Mark entdeckte beim Austieg aus der Stufe auf einem Grasbüschel ein Alpenschneehuhn, das so gar nicht scheu über den Rand lugte. Auch als wir beide die Stelle passierten, machte es keine Anstalten seinen Platz zu verlassen - wieso auch.
Vom Ostgrat bot sich uns ein toller Rundumblick: Zurück auf den Kleinen Daumen, schonmal voraus auf den Großen Daumen, die Silhouette vom Hindelanger Klettersteig und und und...
Die Überschreitung des Daumengrates stellt keine besonderen Anforderungen und man kann in aller Ruhe beim Laufen die Landschaft genießen. Im Süden sind die schwarzen Umrisse des Hochvogels zu sehen, die Höfats grüßt etwas rechts davon. Auf der anderen Seite trohnt über den Haseneckalpen die Rotspitze, die mit einem langen Rücken an die Heubatspitze herranreicht.
Mittlerweile haben wir die sanft abfallende grasige Hochfläche des Großen Daumen und den Gipfel erreicht. Hier herrscht absoluter Hochbetrieb, lauter kleine Grüppchen scheinen zwischen Hindelanger und Daumen zu pendeln. Nachdem das Edmund-Probst-Haus schon geschlossen war, dürften wohl die meisten mit der Nebelhornbahn heraufgekommen sein. Das schmälert aber nicht unsere Leistung, nachdem wir seit dem Aufbruch vom Parkplatz in Bruck heute morgen um 6.30 bis auf den Gipfel des Großen Daumen schon 7 Stunden unterwegs waren.
Wir legten uns ins Gras und machten in der Sonne ein kleines Picknick mit einigen neugierigen Gästen: Hier oben hatten sich einige Bergdohlen eingefunden und inspizierten die einzelnen Besucher der Reihe nach auf mögliche Leckerlis. Bei uns hatten Sie Glück und für kleine Apfelstückchen durften wir einige exklusive Bilder schießen.
Während unserer Pause haben wir dann den weiteren Tourverlauf festgelegt: Vorgesehen war in der Daumenscharte zu den Haseneck-Alpen (ca. 1.600m) abzusteigen und im Gegenanstieg die Rotspitze (2.033m) zu erklimmen. Wir wollten zudem die Möglichkeit prüfen, unterhalb der Daumenscharte möglichst früh Richtung Rücken der Rotspitze zu queren, um den Höhenverlust geringer zu halten. Wir werden sehen.
Von hier oben sind die Zickzackbewegungen des Abstieges bis hinunter zur oberen Haseneck-Alpe deutlich zu erkennen - eine querende Trittspur war dagegen nicht auszumachen. Andernfalls müssten wir den Höhenverlust halt in Kauf nehmen.
Wir machen uns auf den Rückweg zum Ostgrat, haben relativ flott die stockwerkhohe Stufe bewältigt und kommen kurz danach an die Wegabzweigung ins Rettenschwanger Tal (übrigens war das Alpenschneehuhn jetzt weg). In steilen gerölligen Kehren geht es schnell bergab. Über einige Felsbänder gilt es senkrecht, aber seilgesichert abzusteigen.
Man quert dann unterhalb der Daumenscharte nach rechts und gelangt unterhalb der steil aufragenden Wände der "Schneid" (unser Übergang von der Heubatspitze zum Kleinen Daumen) in flacheres und zunehmend grasigeres Gelände. In wildem Zickzack windet sich der Pfad höhenmeterverschlingend hinab zur oberen Haseneck-Alpe. Eine Querung unterhalb der "Schneid" ist nicht möglich, da alles extrem unangenehmes gerölliges und grasiges Steilgelände ist. So blieb uns nichts anderes übrig, als zur oberen Haseneck abzusteigen, die sich auf einem leicht erhöhten Plateau befindet. Leider war das immer noch genug, da der Beginn des Aufstieges zur Rotspitze genau zwischen Oberer und Mittlerer Haseneck-Alpe liegt. Bis zum Einstieg in den Aufstieg benötigten wir dann genau eine Stunde. Beim Rückblick auf die Daumenscharte kann man sich kaum vorstellen, wie man von dort oben nach unten gelangen kann. Aber man kann!
Von hier aus geht es auf erdigem Pfad in genauso wilden Kehren wieder steil bergauf. Die Sonne steht uns mittlerweile im Rücken und brennt ganz schön auf den Pelz. Der Schweiß läuft in Strömen. Unterwegs sprechen uns viele schön aufgegangene Silberdisteln etwas Mut zu. Die meisten anderen Blumen waren leider schon verwelkt oder gar nicht mehr zu sehen.
Der Weg verläuft ungefähr unterhalb der Heubatspitze empor, bis er auf einer Höhe von ca. 1.900m dann nach links Richtung Rotspitze abzweigt und im weiteren Verlauf entlang der Flanke Richtung Gipfel der Rotspitze stetig ansteigt. Der andere Weg an der Kreuzung führt von oben von der Heubatspitze herunter...die Abzweigung haben wir heute morgen kurz unterhalb der Heubatspitze bei der Überschreitung des Hasenecksattels (Auf der Schneid) passiert.
Wir wandern also der grasigen Flanke entlang auf erdigen Tritten mit einzelnen Schrofenfeldern, bis wir die zackenartige Scharte im Bergrücken der Rotspitze erreichen und mit dem Verbindungssteig zur Heubatspitze zusammentreffen. Nun sind es nochmal gut 30 Höhenmeter die im letzten Anstieg über den mit Gesteinsbrocken durchsetzten Pfad zurückgelegt werden und wir den vereinsamten Gipfel gegen 15.30 Uhr nehmen. Vom gegenüberliegenden Großen Daumen haben wir nun knapp 2,5 Std benötigt.
Schweren Herzens machen wir uns an den Abstieg ins Häbelesgund und läuten das letzte Kapitel einer tollen Fünf-Gipfel-mehroderweniger Kamm-Tour ein. Man umläuft den Gipfel der Rotspitze, steigt dann über teilweise seilgesicherte Schrofen rund 200 Höhenmeter ab, bevor man auf den schmalen Nordgrat mit tollen Tiefblicken ins Rettenschwang und Häbelesgund gelangt. Bei den Latschen springt der Steig in eine steile Rinne, wo im oberen Bereich gerölligen Kehren schnell hinab führen, bevor man über eine große Halde und durch ein mit Latschen bewachsenes Kar auf die Weidegründe des Häbelesgund, einem schönen weitgehend freien Hochtal, gelangt.
Unterhalb einer Hütte gelangt man in einen vom Sturm "umgepflügten" Hang, dessen tote Baumskelette etwas unheimlich in den Himmel ragen. In vielen Kehren verlieren wir an Höhe, brauchen aber noch ca. 1/2 Std bis wir an das Wegkreuz im Retterschwanger Tal gelangen. Den mit 1 Std angegeben Rückweg legt man zunächst auf einem breiten Fahrweg zurück, bis man zu einer Weggabelung mit einer Sitzbank gelangt. Hier folgen wir zunächst dem breiten rechten Weg, der sich aber als Sackgasse herausstellt. Also zurück und vor der Sitzbank links den Weg rein, der sich wenige Meter später wieder in einen schmalen Pfad verwandelt und in waldigem Steilgelände weiter bergab führt. Später gelangt man auf wieder auf einen Fahrweg, der uns den Rest hinunter zum E-Werk und über die Brücke zum Parkplatz bringt (Gehzeit 45 min).
Das wars mal wieder - neben unseren Sachen verstauen wir die Eindrücke des heutigen Tages und einer herrlichen Kammtour und nehmen alles mit nach Hause. Bis zum nächsten Mal (Mark, Oliver 10/2004).

Die Entwicklung am Freitag noch abgewartet, entschlossen wir uns dann kurzfristig für eine herbstliche Tagestour so im Bereich von 2.000m, um etwaigen Unabwägbarkeiten aus dem Weg zu gehen. Anhand unserer Liste von geplanten Touren, einigten wir uns auf den Breitenberg und die Überschreitung der Hohen Gänge. Danach wollten wir vor Ort über den weiteren Routenverlauf entscheiden.
Abfahrt wie gewohnt um 3.30 Uhr in der Früh. Noch in der Dunkelheit erreichen wir gegen 6.30 Uhr den Parkplatz beim E-Werk, zwischen Bruck und Hinterstein. Dieser Parkplatz hat gegenüber dem Parkplatz am Ende von Hinterstein den Vorteil, dass er zum einen um die Hälfte billiger und zum anderen bei einen Abstieg über Häbelesgund und Retterschwanger Tal den weiteren Rückweg erspart.





An Hinterstein vorbei, gelangen wir an eine große Wegkreuzung, wo wir dem Wegweiser Richtung "Elpealpen" folgen und schließlich in vielen Kehren durch den Wald empor mit dem ersten Sonnenstrahl zu den Weidegründen (sog. "Gries") der Unteren Elpe-Alpe gelangen. Hier besteht die Möglichkeit, an einem Brunnen die Wasservorräte etwas aufzufüllen.
Vor uns öffnet sich das Gries, schützend eingerahmt von den aufragendenden Zacken von Heubatspitze, Hohen Gängen und Breitenberg.

Die grünen Hänge fallen sanft ab ins Ostrachtal und geben den Blick frei hinunter nach Hinterstein und auf die gegenüberliegenden Gipfel rund um das Rauhhorn. Die Wolken hängen heute morgen noch etwas tief, und schieben sich scheinbar nur schwerfällig über die knappen 2.000er Gipfel.
Wir folgen dem Weg auf grasigem Boden und vorbei an vereinzelten Tannen durchs Gries bis zur oberen Elpe-Alpe. Um die Tränken herum ist der Almboden durch das Weidevieh ziemlich arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Natur die Wunden bis zur neuen Weidesaison wieder schließen kann. Hinweise zu den "Auswirkungen alpwirtschaftlicher Nutzung auf die Ökologie in den Allgäuer Alpen" kann Diplombiologe Siegmund Rohrmoser geben (leider ist die Webseite nicht mehr online).
Durch den morastigen und ausgetretenen Boden bleiben wir auf dem Weg, der uns direkt bis an die Hänge des Breitenberges führt. Zuvor stoßen wir auf die erste knifflige Stelle des Tages, in Form von stufigen Tritten über eine überdimensionalen Baumwurzel.
Nach der erfolgreichen Bewältigung wird nebem dem weiteren Wegverlauf auch deutlich das Kreuz vom Breitenberg sichtbar.
Auf teils grasigen und steinigen Tritten erklimmen wir den letzten Aufschwung und gelangen so auf den vorgelagerten Ostgrat, der uns die letzten Meter bis zum Nord-Gipfel führt, auf dem auch das Gipfelkreuz steht. Im AV-Führer wird noch auf einen Süd-Gipfel hingewiesen, der nach 10 Minuten auf dem Grat erreicht wird. So genau ist uns das während unserer Tour nicht aufgefallen, noch haben wir auf dem Gipfel irgendwelche Hinweise dahingehend gefunden. Evtl. liegt dieser dann oberhalb der Latschen oder ist bereits ein namenloser Gipfel der Hohen Gänge.
Hier oben befinden wir uns an diesem Morgen kurz unterhalb der Wolkengrenze, was sich besonders an unangenehmen und kalten Aufwinden bemerkbar machte. Es lag beinahe schon etwas Düsteres und Bedrohliches in der Luft. Davon gänzlich unbekümmert, überholte uns am Gipfel ein Bergwanderer, der in luftiger Kleidung ziemlich flott unterwegs war und heute noch über den Hindelanger Klettersteig einen Abstecher zum Edmund-Probst-Haus machen wollte. Na, der hatte ja noch was vor. Getragen vom Auftrieb zeigten uns einige Bergdohlen ihre Flugkünste.
Da es hier vorne langsam doch etwas ungemütlich wurde und um nicht auszukühlen, machten wir uns auf den Weiterweg. Vom Gipfel zieht ein kaum eingescharteter Grat Richtung Heubatspitze, der nach Osten sehr steil Richtung Weidefläche der Elpealpen (Gries) und nach Westen sehr viel sanfter ins Häbelesgund abfällt. Der Pfad führt uns zunächst durch ein dichtwüchsiges Latschenfeld, das sich recht markant und auch charakteristisch für den Breitenberg vom Kamm bis zur Bergsohle im Häbelesgund zieht. Der starke Wind ließ den harzigen Kiefernduft leider nicht mehr besonders zur Geltung kommen.
Auf der gegenüberliegenden Rotspitze parkte noch eine Wolke und gab lediglich einen Blick auf die ins Häbelesgund hinabführende Flanke frei. Beim genauen Hingucken kann man den vom Kamm in Zickzack-Kehren hinabführenden Steig erkennen. Vielleicht nimmt unsere Tour ja genau diesen Verlauf - schau mer mal.
Genau in der Scharte nach der Durchquerung des Latschenwaldes zweigt rechterhand ein Steig ins Häbelesgund und weiter Richtung Retterschwanger Tal ab (Notabstieg und zurück zum E-Werk ca. 2 Std). Gleichzeitig beginnen hier die Hohen Gänge, der Nordteil des Hindelanger Klettersteiges, die im AV-Führer liebevoll "ein paar Felsköpfchen" genannt werden. Wir waren schon richtig gespannt, was sich wohl dahinter verbergen würde.
Der Hinweis "Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich" sollte in einer kritischen Einschätzung von sich selbt, eventueller Begleitpersonen und der Ausrüstung sehr Ernst genommen werden. Bereit? Dann nix wie los.
Von der Rotspitze hat man einen richtig tollen Überblick über den gesamten Verlauf der Gratbeschreitung vom Breitenberg über die Hohen Gänge bis zur Heubatspitze. Die "paar
Felsköpfchen" ziehen sich optisch ganz schön in die Länge *grins*.

Die Wolkenfetzen weichen langsam vor uns zurück und geben den Blick auf ein „paar Felsköpfchen“ frei. Der gut ausgeprägte Pfad schlängelt sich problemlos entlang der rechten Gratseite, verbunden mit tollen Tiefblicken ins Häbelesgund und auf der steil abfallenden Seite ins Gries. Schnell arbeiten wir uns vorwärts und gelangen in schrofiges Gelände, wo uns die erste seilgesicherte Stelle luftig aber ungefährlich an einem Felsköpfchen vorbeiführt. Es lohnt sich immer mal wieder einen Blick über den Grat zurück zum Breitenberg zu werfen – wirklich unglaublich, dass hier oben ein Weg verläuft.
Die Grenze der Schönwetterfront war von hier oben gut anhand eines blauen Streifens über dem Vorallgäu auszumachen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis sich die Sonne zu uns durchgekämpft hat.
Da hinten bekommt der Grünten die ersten Sonnenstrahlen ab. Leider war es am morgen noch etwas diesig und die Aufnahme damit etwas unscharf.
Die nächsten schrofigen Felsen lassen sich seilgesichert und in guten Trittstufen auf den quer verlaufenden Felsbändern umgehen. Diese markante Stelle ist zumindest auf der Seite ins Häbelesgund etwas ausgesetzt, aber für Freunde von leichter Kletterei ein wahrer Leckerbissen.
Die Wollken vor uns haben sich nun fast ganz verzogen und geben den Blick auf den weiteren Gratverlauf bis zur Heubatspitze frei. Nach der seitlichen Umgehung eines weiteren Felsköpfchens stehen wir plötzlich direkt völlig frei auf dem Grat (rechts und links geht’s nur noch abwärts) und vor einer Metall-Leiter, die an das nächste Hindernis in Form eines ca. 10 m hohen Felsbrockens angelehnt ist...und hoffentlich nicht nur angelehnt *grins*.
Die Leiter ist zum Glück fest mit dem Fels verbunden. Sie ist gut zu erklimmen. Lediglich der Ausstieg auf dem Felsen ist ausgesetzt und erfordert Schwindelfreiheit. Auf dem Boden nach dem Ausstieg ist zwar eine Seilsicherung angebracht, aber wohl eher schwer zu erreichen – außer man kriecht auf allen Vieren vorwärts, was aber nicht notwendig ist.
Informativer Hinweis: Im Fels selbst, ist eine Gedenktafel an Max Keck angebracht, die an seinen Tod 1978 im Wallis erinnert. Unsere Recherchen haben ergeben, dass es sich wohl um den Hindelanger Bergführer Max Keck handeln muss, der 1972 das Hindelanger Bergführerbüro mit Alpiner Beratungsstelle gegründet hat.
Kurz nach dem luftigen Ausstieg gilt es noch eine seilgesicherte Felsrinne zu erklimmen, bevor wir dann auf grasigen Tritten an die Heubatspitze herangeführt werden.
Den Gipfel nehmen wir dann ohne Mühe. Man hat eine herrliche Rundumsicht. Der Weg über die Hohen Gänge lässt sich prima bis zum Breitenberg zurück verfolgen. Interessant ist der ständige Wechsel zwischen den schräg verlaufenden Felsschichten und grasigen Flecken, was diesen Teil des Klettersteiges mit seinen „paar Felsköpfchen“ charakterisiert.
Diesen eher unauffälligen Berg ziert sogar ein Gipfelkreuz. Von hier oben zweigt jeweils ein Grat nach Westen zur Rotspitze (kleiner Verbindungsgrat ca. 20 min) und nach Osten Richtung Eckscheid, der seitlichen Begrenzung vom Gries (Elpe-Alpen vom Aufstieg).
Wir folgen aber einem weiteren Grat Richtung Süden, der zunächst als sanfter Blumenhang in den Hasenecksattel hinabführt und die Heubatspitze ans Daumenmassiv anschließt.
Auf dem Sattel besteht die Möglichkeit des Notabstieges über die Hasenegg-Alpen ins Retterschanger Tal und zurück zum Parkplatz (ca. 2,5 - 3 Std).
Aus dem Sattel führt ein teilweise scharfer aber aussichtsreicher Grasgrat bis an die felsige Seitenflanke heran. Vermutlich auch deswegen wird der Übergang in der Karte als "Auf der Schneid" bezeichnet.
Die Aussichten auf das Daumenmassiv sind immer noch durch eine tiefliegende Wolke getrübt. Beim weiteren Überqueren des Hasenecksattels scheuchen wir ein Rudel Gämsen auf, das etwas unterhalb im Hang ausruhend von unserem Besuch überrascht wurde. Für eine Nahaufnahme waren die Viecher allerdings zu schnell.
Am Fuß der felsigen Bergflanke angelangt offenbart sich uns das „Restprogramm“ auf den Kleinen Daumen: Steil aufragende schrofige Felsbänder mit netten Gerölleinlagen. Das wird ja heiter werden.
Eine Felsrinne zum Einstieg in den Aufstieg versucht uns gleich den Schneid abzukaufen. Wir meistern die Stelle mit der notwendigen Trittsicherheit über eine Art Felstreppe – stufige treppenähnliche Tritte im Fels.
Die Bergflanke fällt unterhalb des Felsaufbaus in ziemlich steilen Geröllrinnen zu den Hasenegg-Alpen ab. Auf dem durchgehend gut markierten Steig sind immer wieder Felsbänder, teils als Terassen oder seilgesicherten Rinnen, zu meistern. Manchmal verläuft der Pfad auch als schmale Trittspur am Fuß der Felsformationen - teilweise ausgesetzt und mit der Gefahr in eine Geröllrinne abzurutschen.
Ansonsten bietet der Übergang wieder nette und luftige Kraxelei (lt. AV-Führer bis 1+), die uns kurz unterhalb des Gipfelbereiches vom Kleinen Daumen führt. Nach rechts über ein Felsband und durch eine gesicherte steile Rinne werden wir zwischen den beiden Gipfeln des Kleinen Daumen auf den Grat gespuckt. Wow, was für ein Aufstieg. Wir gehen die letzten Meter zum Kreuzgipfel (2.185m) und genießen Aussicht und Stille bei mittlerweile aufgezogenem Himmel und strahlendem Sonnenschein.
Bis hierher war die Tour ein einsames Vergnügen, mit Ausnahme des Wanderfreundes, der uns am Breitenberg überholt hatte und der von hier aus auf dem Zwischengrat zum Großen Daumen zu sehen war. Nach einer kurzen Pause und der Aufnahme von einem 360° Panorama machten wir uns ebenfalls auf den Weg - rauf zum Großen Daumen. Der turmartige Gipfel des Kleinen Daumen (aus Hauptdolomit), fällt besonders auch von Hinterstein mit seinen teils sehr steil abrechenden, bis zu 500m hohen Wänden, auf. Werde beim nächsten Besuch in Hinterstein mal etwas genauer hingucken.
Der Übergang zum Großen Daumen verläuft auf einem teilweise gesicherten Grat, der vom Kreuzgipfel zunächst wieder an der Stelle des Aufstieges vom Hasenecksattel und dann unbemerkt am zweiten Gipfel (2.197m) vorbeiführt. Dabei kann es sich nur um den etwas höher gelegenen Höcker handeln, den wir auf einem kleinen etwas ausgesetzten schrofigen Band umgehen. Das Ausgesetzte sieht optisch jedenfalls schonmal ziemlich gut aus.
Auf der nach Osten abfallenden Seite liegt unter uns eingebettet der Engeratsgundsee. Wir gelangen jetzt in der Daumenscharte an eine Wegkreuzung, wo auf die Ostseite ein Abstieg zum Giebelhaus über den Engeratsgundsee (ca. 1,5 - 2 Std bis zum Giebelhaus: Busverbindung nach Hinterstein) und auf der Westseite über die Haseneck-Alpen ins Retterschwanger Tal (zurück ans E-Werk ca. 3 - 3,5 Std) möglich ist.
Wir gelangen nun an eine stockwerkhohe Stufe, die gut markiert über Fels, Geröll und kleine Schneereste nach rechts oben auf den Ostgrat des Großen Daumen führt.
Beim Aufstieg bietet sich uns zwischen den Felsspalten hindurch nochmal ein grandioser Blick auf den Engeratsgundsee. Scout Mark entdeckte beim Austieg aus der Stufe auf einem Grasbüschel ein Alpenschneehuhn, das so gar nicht scheu über den Rand lugte. Auch als wir beide die Stelle passierten, machte es keine Anstalten seinen Platz zu verlassen - wieso auch.
Vom Ostgrat bot sich uns ein toller Rundumblick: Zurück auf den Kleinen Daumen, schonmal voraus auf den Großen Daumen, die Silhouette vom Hindelanger Klettersteig und und und...
Blick vom Ostgrat aus auf den Großen Daumen rechts, über den Verbindungsgrat zum Hindelanger Klettersteig.


Die Überschreitung des Daumengrates stellt keine besonderen Anforderungen und man kann in aller Ruhe beim Laufen die Landschaft genießen. Im Süden sind die schwarzen Umrisse des Hochvogels zu sehen, die Höfats grüßt etwas rechts davon. Auf der anderen Seite trohnt über den Haseneckalpen die Rotspitze, die mit einem langen Rücken an die Heubatspitze herranreicht.
Mittlerweile haben wir die sanft abfallende grasige Hochfläche des Großen Daumen und den Gipfel erreicht. Hier herrscht absoluter Hochbetrieb, lauter kleine Grüppchen scheinen zwischen Hindelanger und Daumen zu pendeln. Nachdem das Edmund-Probst-Haus schon geschlossen war, dürften wohl die meisten mit der Nebelhornbahn heraufgekommen sein. Das schmälert aber nicht unsere Leistung, nachdem wir seit dem Aufbruch vom Parkplatz in Bruck heute morgen um 6.30 bis auf den Gipfel des Großen Daumen schon 7 Stunden unterwegs waren.
Wir legten uns ins Gras und machten in der Sonne ein kleines Picknick mit einigen neugierigen Gästen: Hier oben hatten sich einige Bergdohlen eingefunden und inspizierten die einzelnen Besucher der Reihe nach auf mögliche Leckerlis. Bei uns hatten Sie Glück und für kleine Apfelstückchen durften wir einige exklusive Bilder schießen.
Während unserer Pause haben wir dann den weiteren Tourverlauf festgelegt: Vorgesehen war in der Daumenscharte zu den Haseneck-Alpen (ca. 1.600m) abzusteigen und im Gegenanstieg die Rotspitze (2.033m) zu erklimmen. Wir wollten zudem die Möglichkeit prüfen, unterhalb der Daumenscharte möglichst früh Richtung Rücken der Rotspitze zu queren, um den Höhenverlust geringer zu halten. Wir werden sehen.
Von hier oben sind die Zickzackbewegungen des Abstieges bis hinunter zur oberen Haseneck-Alpe deutlich zu erkennen - eine querende Trittspur war dagegen nicht auszumachen. Andernfalls müssten wir den Höhenverlust halt in Kauf nehmen.
Wir machen uns auf den Rückweg zum Ostgrat, haben relativ flott die stockwerkhohe Stufe bewältigt und kommen kurz danach an die Wegabzweigung ins Rettenschwanger Tal (übrigens war das Alpenschneehuhn jetzt weg). In steilen gerölligen Kehren geht es schnell bergab. Über einige Felsbänder gilt es senkrecht, aber seilgesichert abzusteigen.
Man quert dann unterhalb der Daumenscharte nach rechts und gelangt unterhalb der steil aufragenden Wände der "Schneid" (unser Übergang von der Heubatspitze zum Kleinen Daumen) in flacheres und zunehmend grasigeres Gelände. In wildem Zickzack windet sich der Pfad höhenmeterverschlingend hinab zur oberen Haseneck-Alpe. Eine Querung unterhalb der "Schneid" ist nicht möglich, da alles extrem unangenehmes gerölliges und grasiges Steilgelände ist. So blieb uns nichts anderes übrig, als zur oberen Haseneck abzusteigen, die sich auf einem leicht erhöhten Plateau befindet. Leider war das immer noch genug, da der Beginn des Aufstieges zur Rotspitze genau zwischen Oberer und Mittlerer Haseneck-Alpe liegt. Bis zum Einstieg in den Aufstieg benötigten wir dann genau eine Stunde. Beim Rückblick auf die Daumenscharte kann man sich kaum vorstellen, wie man von dort oben nach unten gelangen kann. Aber man kann!
Von hier aus geht es auf erdigem Pfad in genauso wilden Kehren wieder steil bergauf. Die Sonne steht uns mittlerweile im Rücken und brennt ganz schön auf den Pelz. Der Schweiß läuft in Strömen. Unterwegs sprechen uns viele schön aufgegangene Silberdisteln etwas Mut zu. Die meisten anderen Blumen waren leider schon verwelkt oder gar nicht mehr zu sehen.
Der Weg verläuft ungefähr unterhalb der Heubatspitze empor, bis er auf einer Höhe von ca. 1.900m dann nach links Richtung Rotspitze abzweigt und im weiteren Verlauf entlang der Flanke Richtung Gipfel der Rotspitze stetig ansteigt. Der andere Weg an der Kreuzung führt von oben von der Heubatspitze herunter...die Abzweigung haben wir heute morgen kurz unterhalb der Heubatspitze bei der Überschreitung des Hasenecksattels (Auf der Schneid) passiert.
Wir wandern also der grasigen Flanke entlang auf erdigen Tritten mit einzelnen Schrofenfeldern, bis wir die zackenartige Scharte im Bergrücken der Rotspitze erreichen und mit dem Verbindungssteig zur Heubatspitze zusammentreffen. Nun sind es nochmal gut 30 Höhenmeter die im letzten Anstieg über den mit Gesteinsbrocken durchsetzten Pfad zurückgelegt werden und wir den vereinsamten Gipfel gegen 15.30 Uhr nehmen. Vom gegenüberliegenden Großen Daumen haben wir nun knapp 2,5 Std benötigt.
Vom Gipfel der Rotspitze haben wir einen herrlichen Überblick über den gesamten Tourenverlauf, beginnend am Breitenberg - über die Hohen Gänge zur Heubatspitze - über den Hasenecksattel (Auf der Schneid) zum Kleinen Daumen - Daumenscharte - rüber zum Großer Daumen - zurück zur Daumenscharte - runter zur Haseneckalpe - rauf zur Rotspitze - und schließich hinab ins Häbelesgund.

Schweren Herzens machen wir uns an den Abstieg ins Häbelesgund und läuten das letzte Kapitel einer tollen Fünf-Gipfel-mehroderweniger Kamm-Tour ein. Man umläuft den Gipfel der Rotspitze, steigt dann über teilweise seilgesicherte Schrofen rund 200 Höhenmeter ab, bevor man auf den schmalen Nordgrat mit tollen Tiefblicken ins Rettenschwang und Häbelesgund gelangt. Bei den Latschen springt der Steig in eine steile Rinne, wo im oberen Bereich gerölligen Kehren schnell hinab führen, bevor man über eine große Halde und durch ein mit Latschen bewachsenes Kar auf die Weidegründe des Häbelesgund, einem schönen weitgehend freien Hochtal, gelangt.
Unterhalb einer Hütte gelangt man in einen vom Sturm "umgepflügten" Hang, dessen tote Baumskelette etwas unheimlich in den Himmel ragen. In vielen Kehren verlieren wir an Höhe, brauchen aber noch ca. 1/2 Std bis wir an das Wegkreuz im Retterschwanger Tal gelangen. Den mit 1 Std angegeben Rückweg legt man zunächst auf einem breiten Fahrweg zurück, bis man zu einer Weggabelung mit einer Sitzbank gelangt. Hier folgen wir zunächst dem breiten rechten Weg, der sich aber als Sackgasse herausstellt. Also zurück und vor der Sitzbank links den Weg rein, der sich wenige Meter später wieder in einen schmalen Pfad verwandelt und in waldigem Steilgelände weiter bergab führt. Später gelangt man auf wieder auf einen Fahrweg, der uns den Rest hinunter zum E-Werk und über die Brücke zum Parkplatz bringt (Gehzeit 45 min).
Das wars mal wieder - neben unseren Sachen verstauen wir die Eindrücke des heutigen Tages und einer herrlichen Kammtour und nehmen alles mit nach Hause. Bis zum nächsten Mal (Mark, Oliver 10/2004).