Der Hochvogel - "Schönster Berg und heimlicher König der Allgäuer Alpen"

"Majestätisch, wie ein großer Vogel, der seine Schwingen ausbreiten will zum Höhenflug, ragt dieser Monarch wie ein ruhender Pol aus dem Zackengewirr der Alpenmauer. Ein Berg voller Ebenmäßigkeit"
(frei nach Georg Frey)


Mit der Form des Hochvogels hat sein Name allerdings wenig zu tun, auch wenn sich diese Erklärung anbietet. Bei der Suche nach der Herkunft des Namens muss man weit zurückgehen: Im Jagdbuch von Kaiser Maximilian I. erscheint um 1500 bei der Zusammenstellung der schönsten Jagdreviere erstmals ein Hinweis durch eine Wegbeschreibung in Richtung des heutigen Hochvogels: "..vom niederen zum hohen Vogel...". Diese für damalige Zeiten übliche Bezeichung weist in den Bereich der Jagd, genauer der Hochjagd, die dem Landsherrn vorbehalten war. Hochvogel dürfte demnach der Bereich gewesen sein, in dem sich Adler und Geier aufhielten.

Im Buch Allgäuer Bergnamen von Thaddäus Steiner wird ebenfalls die Entstehung des Names beschrieben.

Daneben taucht der Name Hochvogel auch im Jahre 1561 als "Hochfogl" und 1564 "in Hohen Vogl" in einer Abtretung des Grafen Montfort an den Augsburger Bischof auf.

Um 1767 soll er bereits von einem Hirtenknaben erstiegen worden sein. Der Steinmann, den er aufstellte, war bei trigonometrischen Arbeiten 1817/18 halb verfallen. Die erst dokumentierte Erstbesteigung des Hochvogels gelang dagegen erst im Jahre 1832. Der unerschrockene Bergsteiger Trobitius brachte den mühsamen Weg auf den Gipfel der 2.592 Meter hohen Erhebung als erster Mensch hinter sich. Die erste touristische Besteigung gelang allerdings dem bekannten Bergtourengeher Hermann von Barth, der in einer mehrtägigen Tour im Jahr 1869 am Gipfel übernachtete und auch noch einen zweiten Gipfel (Aggenstein) erklimmen konnte.

Daneben ist der Hochvogel auch oft als wichtiger Grenzpunkt belegt. Der Berg befindet sich in dem österreichisch-deutschen Grenzgebiet zwischen den beiden Bundesländern Tirol und Bayern, wobei die Grenze direkt über den Gipfel des Hochvogels verläuft. Die in Deutschland liegende Seite des Hochvogels einschließlich der benachbarten Berge und Hochtäler befindet sich im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, während sich im österreichischen Bereich am Fuße des Berges das Naturschutzgebiet Tiroler Lechtal befindet.

Eine Hochvogelbesteigung in Verbindung mit einer Überschreitung der in der Kaltwinkelscharte angesetzten Kreuzspitze gehört zu den abwechslungsreichsten, allerdings auch längsten Unternehmungen in den Allgäuer Hochalpen. Die Aussicht vom "Steinernen Adler" erfüllt alle Erwartungen: Über sämtliche Gipfel der Lechtaler Alpen hinweg zeigen sich weit entfernte große Gipfel, wie z.B. Großvenediger, Parseierspitze, Ortler, Hoher Riffler oder Säntis.

Die Spitze gleicht einer eleganten Pyramide, flankiert von zwei gleich hohen, ungefähr 150 Meter tiefer liegenden Nebengipfeln bzw. Schultern. Und obwohl seine gewaltige Berggestalt die Nachbargipfel um gut 200 Meter überragt, ist er von keinem Allgäuer Tal aus sichtbar - lediglich von Hinterhornbach zeigt er sein Gesicht. Er macht sich selbst auf dem Gipfelgang rar und erst lange nach dem Prinz-Luitpold-Haus setzt er sich unvermittelt in Pose und zollt seinen Respekt.

Die ebenbürtige Form des Hochvogels ist eine Folge der Gesteinsschichtung und der Verwitterung. Während rundherum senkrecht stehende Schichten des Hauptdolomits zerissene Gratformen und Kühne Türme bilden, ist das Gestein am Hochvogel waagrecht geschichtet. Der ganze Berg gleicht in der geologischen Betrachtung einer Riesentreppe. Die waagrechte Schichtenlagerung begünstigt die systematische Arbeit der Verwitterung. Unermüdlich schafft sie mit Wasser und Frost, spaltet und sprengt, meiselt Stück um Stück ab. Bereits in der Vergangenheit sind größere Felsstürze zu verzeichnen gewesen.

Allerdings gibt es sowohl ältere Belege als auch neuere Belege für das langsame Sterben des heimlichen Monarchen.
Einige bekannte Namen, die oft im Zusammenhang mit dem Hochvogel genannt werden:

Prinz-Luitpold-Haus
(1.846m) DAV-Hütte Sektion Allgäu-Immenstadt:
Seine königliche Hoheit, Prinzregent Luitpold von Bayern, hatte den Bau der Hütte und der Wegeanlagen auf seinem Grund genehmigt und "huldvoll gestattet, dass das Haus auf allerhöchst dessen Namen getauft wurde", wie es bei der feierlichen Eröffnung im Juli 1881 hieß. Erst 1932 konnte die Sektion den Hüttengrund für 400 Mark von der königlichen Familie erwerben. Wegen der ständig steigenden Übernachtungszahlen wurde die Hütte mehrmals erweitert und umgebaut.

Gipfelsteig über die sog. Schnur unterhalb des Gipfelaufbaus vom Hochvogel Die sogenannte "Schnur" ist ein schmales Felsband, auf dem man teilweise überdacht die Schulter des Hochvogels entlang in den eigentlichen Gipfelaufbau quert.
Die "Schnur" ist durch ihr auffälliges Auftreten ein vielfotografiertes Motiv, das oft bei anderen Tourenbeschreibungen anzutreffen ist. Man malt sich diese Passage abenteuerlicher aus, wie Sie in Wirklichkeit zu begehen ist. Trotzdem sollte man neben all den faszinierenden Aus- und Tiefblicken nicht vergessen - ab und zu den Kopf einzuziehen.

Bild anklicken für eine Panoramaaufnahme von der Schnur -->

Bäumenheimer Weg
(gesperrt seit September 2014):

Im Jahre 1896 waren bereits regelmäßig Mitglieder der AV-Sektion Donauwörth im Hornbachtal auf seinen Wegen und Bergen unterwegs. Einer dieser Mitglieder, Dr. Oskar Mey aus Bäumenheim (eine Gemeinde in der Nähe von Donauwörth), ließ von 1904 bis 1905 auf eigene Kosten den Bäumenheimer Weg, südlich auf Tiroler Seite auf den 2592 m hohen Hochvogel errichten. Seither betreut die DAV-Sektion Donauwörth diesen hochalpinen Steig, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, aber an exponierten Stellen mit Seilen versichert ist. Später kam dann der Weg vom Tal über die Schwabegg Alm und Mutsattel hinzu. Damit gehört der komplette Aufstieg, der in gut vier Stunden, vom Talort Hinterhornbach bis zum Gipfel des Hochvogels führt, zum Donauwörther Arbeitsgebiet und wird regelmäßig in Stand gebracht.

Hochvogel: Sperrung Bäumenheimer Weg
Seit längerer Zeit wird in verschiedenen Medien über den sich bedrohlich vergrößernden Felsspalt im Gipfelbereich des Hochvogels berichtet. Zwischenzeitlich besteht sogar akute Gefahr eines größeren Felssturz. Vor allem der südseitige Aufstieg über den Bäumenheimer Weg ist von einem möglichen Felsabbruch betroffen. Vom betreuenden Alpenverein DAV Donauwörth wurde der Aufstieg von Hinterhornbach deshalb im September 2014 gesperrt und mit entsprechenden Warnhinweisen auf die bestehende Lebensgefahr bei Begehung versehen. Auch im Gipfelbereich selbst ist eine Sperre bis zur großen Spalte vorgesehen.
Es gibt ein Geologisches Gutachten vom 25.09.2014, welches die aktuelle Steinschlag-, Blocksturz- und Felssturzsituation behandelt. Im Gespräch ist auch eine kontrollierte Sprengung, die eine Wiedereröffnung des Bäumenheimer Weges ermöglichen könnte. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder größere Felsstürze, wie z.B. am 14.06.2007 (wir berichteten).

Stand 01.09.2015: Der Bäumenheimer Weg bleibt weiterhin gesperrt!
Kalter Winkel:

Das unter der Nordwand gelegenen Geröllkar wird Kalter Winkel genannt. Beim Aufstieg über den Fuchsensattel quert man das Kar und steigt über ein steiles Firnfeld (ca. 45°) hinauf in die Kaltwinkelscharte. Beim Aufstieg vom Prinz-Luitpold-Haus (PLH) über die Balkenscharte quert man dagegen gleich in das Firnfeld. Der Kalte Winkel bzw. der Aufstieg zur Kaltwinkelscharte ist in der Regel bis in den Sommer voller Schnee, oftmals gefroren und damit mit besonderer Vorsicht zu genießen (ratsam ist die Mitnahme von Leichtsteigeisen). Alternativ kann das Firnfeld bei einem Aufstieg vom PLH über die Kreuzspitze umgangen werden.
Alpinhistorie

Nebenstehende Abbildungen sind der Alpinhistorie auf den Seiten von bergruf.de entnommen. Die Seiten enthalten u.a. Auszüge aus dem Buch "Aus den Nördlichen Kalkalpen" von Hermann von Barth, nach der Ausgabe von 1874.

Interessante Links rund um den Hochvogel:



Quellennachweis: