Die Höfats - "Königin der Grasberge"
"Wie eine in vier Zungen gespaltene Flamme lodert die Höfats auf, wenn ihr grasüberzogenes, gelbrotes Gestein von den Strahlen der Morgensonne getroffen wird. Gleich einer Kathedrale mit vier gleich hohen Türmen steht sie am Abend im Gegenlicht. An trüben Tagen sind ihre Flanken in schwere, düstere Farben getaucht. Dann geht etwas Drohendes, ja Unheimliches von diesem Berge aus, etwas Wildes und Seltsames." (*)
Seltsam erscheint auch der Name, der einmalig ist in den ganzen Alpen. Doch alle romantischen Deutungsversuche sind wie bei vielen anderen Bergnamen unrichtig: "Uff' Heafats" ist eine Weidefläche auf der Gutenalpe (15. Jh.) und das mundartliche "Heafatz" kommt von Herfart (Harifrid), von jenem Mann, der vor Jahrhunderten diese Alpe anlegte. Höfats ist demnach das Vorwort für Herfartsalpe und die Spitze darüber wurde - wie damals üblich - zur Herfatsspitze, abgekürzt Heafats (nach Zettler/Groth).
Im aktuell erschienen Werk Allgäuer Bergnamen von Thaddäus Steiner wird die Herkunft über die ursprüngliche Nutzung als Geißweide der Gemeinde Gerstruben abgeleitet. Dort wurde die Weide walserischer geprägt als "Höchatz" (= hochgelegene, steile Weide) bezeichnet und mit dem Übergang zur Oberstdorfer Mundart zu "Heafats" umbenannt.
Es ist schon ein einzigartiger Berg, der zwischen Oy- und Dietersbachtal in den Himmel ragt: steil und zackig – und trotzdem grün und blumenübersät bis zum Gipfel. Eine Berggestalt, die so kein zweites Mal zu finden ist. Darum gilt sie auch als Wahrzeichen der Allgäuer Alpen, als berühmtester Blumenberg mit einem dunklen Mythos. Die "Königin der Grasberge" hat schon manchen Bergsteiger abgeschüttelt, der auf der Suche nach den weißen Sternen des Edelweiß, zu forsch in die senkrechten Blumenwiesen aufgestiegen ist. Die sehr widerstandsfähigen Aptychenkalke sorgen für die überaus steilen und glatten Hänge, die vor allem nach Norden fast senkrecht abbrechen.
Oft trieb die Not die einheimischen Bauern und Hirten in die Steilflanken hinauf, um das begehrte Edelweiß zu sammeln, und es dann für wenig Geld an die Touristen zu bringen. 1911 erließ das Bezirksamt Sonthofen ein Verkaufsverbot von Alpenblumen in Bahnhöfen und Gaststätten. Nach dem 1. Weltkrieg, am 22. Juli 1920, gründeten junge tatkräftige Alpenvereinsmitglieder in München zum Schutz der Alpenflora die „Bergwacht“. Um die begehrte Pflanze vor der Ausrottung zu schützen, wurde dann 1935 von der Allgäuer Bergwacht ein Zeltposten auf luftigem Grat eingerichtet. Dabei ist das Edelweiß eigentlich gar nichts Besonderes bei der Fülle von fast 400 Blütenpflanzen die an der Höfats zu finden sind. Unscheinbar und gut versteckt gibt es Pflanzenarten, die in ganz Deutschland nur an der Höfats gedeihen.
Hart und gefährlich war damals die Arbeit der einheimischen Bergbauern. Der Futterbedarf für das Vieh wurde durch mühsames Mähen der Hangwiesen in den unteren und den hochgelegenen steilen „Bergmähdern“ der Höfats gewonnen. Damit verbunden waren dann im Winter die oft gefahrvollen Transporte des geernteten Heues mit Hörnerschlitten durch die verschneite Berglandschaft - der sog. winterlichen „Heuzug“. Hart war das Erwerbsleben auch für die Hirten, die ihre Schaf- und Ziegenherden zur Futtersuche die steilen Hänge hinauftreiben mussten.
Um 1800 wagten sich Alphirten, Jäger, Jagdherren und Wilderer nur vorsichtig in die Berge hinauf, in eine für sie unbekannte Welt, über der ein geheimnisvoller Bann lag. Zum ersten Mal hörte man Ende des 18. Jahrhunderts von Botanikern, die das Allgäuer Gebirge zu Forschungszwecken aufgesucht haben sollen. Von Amts wegen gab zwischen 1818-1820 und 1835-1844 die ersten Landvermessungen, bei denen mit Hilfe bergerfahrener Jäger, Hirten und Wildheuer einige Gipfel der Allgäuer Alpen, darunter auch die Höfats bestiegen wurden.
Die steilen, luftigen Flanken des Berges galten lange Zeit als eine besondere Mutprobe für die Bergsteiger. In der Jahrhundertmitte waren es die beiden Jagdgehilfen des späteren Prinzregenten Luitpold von Bayern, Thaddäus Blattner und Leo Dorn (der legendäre „Adlerkönig“), die sich an den schmalen Graten und abschüssigen Flanken dieses Gipfelgestirns so schwierige Aufgaben stellten, wie sie von den klassischen Bergsteigern erst Jahrzehnte später in Angriff genommen und teilweise bis heute nicht wiederholt wurden. Mit Steigeisen und Pickel im Steilgras atemberaubend luftige Anstiege zu bezwingen, erforderte schon eine gehörige Portion Erfahrung, Mut und Können. Diese und sicher noch manche andere bekannte Oberstdorfer Bergsteiger waren Pioniere auf dem Weg zum Alpinismus.
Ein Name der immer wieder in Verbindung mit der Erschließung der Höfats erwähnt wird: Josef Enzensperger (1873 - 1903). Als Mitbegründer des Akademischen Alpenvereins München, galt Enzensperger als "Allroundbergsteiger". Er verfügte über das Geschick, sich an den steilen heiklen Grasgraten ebenso wie als Solokletterer an schwierigsten Wänden meisterhaft zu bewegen. Zahlreiche Schriften zeugen von seinen Unternehmungen, z.B. die Erstbesteigung der Höfats-Südostwand (1894), die neben vielen anderen Touren im Buch Josef Enzensperger - Meteorologe und Kletterer (DAV-Reihe "Alpine Klassiker") beschrieben ist.
Zurück in der heutigen Zeit: Vom Bergfilmer Gerhard Baur und seinem Team wurde u.a. die Nordwand direkt durchstiegen und dabei ein farbenprächtiges Filmerlebnis erschaffen: "Die Höfats - Der einmalige Berg" (deutsch, 44min). Interessante Links rund um die Höfats:
Quellennachweis:
"Wie eine in vier Zungen gespaltene Flamme lodert die Höfats auf, wenn ihr grasüberzogenes, gelbrotes Gestein von den Strahlen der Morgensonne getroffen wird. Gleich einer Kathedrale mit vier gleich hohen Türmen steht sie am Abend im Gegenlicht. An trüben Tagen sind ihre Flanken in schwere, düstere Farben getaucht. Dann geht etwas Drohendes, ja Unheimliches von diesem Berge aus, etwas Wildes und Seltsames." (*)
Seltsam erscheint auch der Name, der einmalig ist in den ganzen Alpen. Doch alle romantischen Deutungsversuche sind wie bei vielen anderen Bergnamen unrichtig: "Uff' Heafats" ist eine Weidefläche auf der Gutenalpe (15. Jh.) und das mundartliche "Heafatz" kommt von Herfart (Harifrid), von jenem Mann, der vor Jahrhunderten diese Alpe anlegte. Höfats ist demnach das Vorwort für Herfartsalpe und die Spitze darüber wurde - wie damals üblich - zur Herfatsspitze, abgekürzt Heafats (nach Zettler/Groth).
Im aktuell erschienen Werk Allgäuer Bergnamen von Thaddäus Steiner wird die Herkunft über die ursprüngliche Nutzung als Geißweide der Gemeinde Gerstruben abgeleitet. Dort wurde die Weide walserischer geprägt als "Höchatz" (= hochgelegene, steile Weide) bezeichnet und mit dem Übergang zur Oberstdorfer Mundart zu "Heafats" umbenannt.





Ein Name der immer wieder in Verbindung mit der Erschließung der Höfats erwähnt wird: Josef Enzensperger (1873 - 1903). Als Mitbegründer des Akademischen Alpenvereins München, galt Enzensperger als "Allroundbergsteiger". Er verfügte über das Geschick, sich an den steilen heiklen Grasgraten ebenso wie als Solokletterer an schwierigsten Wänden meisterhaft zu bewegen. Zahlreiche Schriften zeugen von seinen Unternehmungen, z.B. die Erstbesteigung der Höfats-Südostwand (1894), die neben vielen anderen Touren im Buch Josef Enzensperger - Meteorologe und Kletterer (DAV-Reihe "Alpine Klassiker") beschrieben ist.
Zurück in der heutigen Zeit: Vom Bergfilmer Gerhard Baur und seinem Team wurde u.a. die Nordwand direkt durchstiegen und dabei ein farbenprächtiges Filmerlebnis erschaffen: "Die Höfats - Der einmalige Berg" (deutsch, 44min). Interessante Links rund um die Höfats:
- Die Höfats (2.259m) eine Kurzübersicht von Oberstdorf-Online.de
- Die klassische Höfatsüberschreitung von Thorsten Liborius
- Die Höfats - Ein Exkurs zum Herz der Dinge... von und mit Christian Appelt und Helge
- Die Höfats Liebeserklärung an einen sonderbaren Berg von Uli Auffermann
- Höfats fachlich fundierter Eintrag in... Wikipedia.de
- Ein anderes Gesicht der Höfats: Auszüge aus Berichten der Bergwacht Oberstdorf
Quellennachweis:
- (*) Georg Frey "Auf Allgäuer Bergen"; Verlag für Heimatpflege in Schwaben, Kempten 1957
- Allgäuer Bergnamen von Thaddäus Steiner
- Oberstdorf.de
- AV-Führer "Allgäuer Alpen" Bergverlag Rother
- Bergwacht Oberstdorf