Flugzeugabsturz Kreuzkarsee


Aufnahme einer Halifax MK VNachstehendes Ereignis hat sich am 21. Januar 1944 zugetragen. Die Veröffentlichung auf unserer Seite sehen wir im Sinne der Verfügbarmachung bzw. Erhaltung eines historischen Ereignisses in den Allgäuer Alpen. Dieser Beitrag hat reinen Informationscharakter und vertritt keinerlei politische bzw. gesellschaftliche Meinung und hat insbesondere keinen militaristischen, nationalistischen, extremistischen oder ähnlichen Hintergrund. Daneben soll dieser Beitrag auch zum Gedenken der Opfer auf allen Seiten dienen.

 

Flugzeugabsturz an der Kreuzkarspitze am 21. Januar 1944
Beim Luftangriff der Allierten auf Magdeburg am 21. Januar 1944 wurde ein Halifax Bomber (Typ MK V Kennung DK 237) der Royal Canadian Air Force (RCAF) von einer Flak getroffen. Die ursprünglich in North Yorkshire (England) gestartete 7-köpfige Besatzung sprang daraufhin mit dem Fallschirm ab. Durch den eingeschalteten Autopiloten flog die Halifax bis zu den Alpen, wo sie gegen 23 Uhr an der Felswand unterhalb der Kreuzkarspitze (2.591m) zerschellte und die Trümmer in den darunter liegenden Kreuzkarsee rutschten. Die Maschine gehörte zur Canadian 6. Group, 428 Squadron ("Ghost Squadron"). Die RCAF berichtet über das Geschehen an diesem 21. Januar 1944, dass "besagte Maschine von einem Flugzeug des Nachjagdgeschwaders abgeschossen wurde". Über den Verbleib der Besatzung ist folgendes bekannt: 6 Crew-Mitglieder kamen in Kriegsgefangenschaft (POW = Prisoner of War), 1 Mitglied kam bei dem Abschuss ums Leben.

Besatzung: Flight Sgt (F/Sgt) R. Terry, Sgt. I. Roberts, F/Sgt H. Allen, Sgt A. Murdoch, Warrant Officer Class 2 (W/O2) O. Yarnold, Sgt S. Smith, Sgt N. Gregor.

Zur geschichtlichen Vollständigkeit:
Beim Angriff auf Magdeburg in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1944 waren ingesamt 648 allierte Bomber, davon 114 Flugzeuge der RCAF, eingesetzt. Ca. 130 Tonnen Sprengstoff und 200 Tonnen Brandbomben wurden über dem Ziel abgeworfen. Diese Angriffswelle forderte unter der Bevölkerung 112 Tote (bei den insgesamt 38 Luftangriffen auf Magdeburg zwischen 1940 u. 1945 kamen schätzungsweise zwischen 2.946 und 3.446 Menschen ums Leben).
Kreuzkarsee aus der Froschperspektive Wrackteil Motorblockwrack
Reifenteile und jede Menge Schrott Motorblockteil Kolben und Zylinder unter der Wasseroberfläche
(Quelle: Die Aufnahmen wurden uns freundlicherweise von Thomas Wiehl zur Verfügung gestellt.)
rostige Wrackteile Getriebeteil Schrotthalde
Teil der Flugzeug-Verkleidung Getriebeteil vor dem Kar-Hintergrund Teil der Flugzeug-Verkleidung
grossflächig verteilter Schrott und Reifenteile im Wasser Teile der Elektronik Schrottstrand anstatt Sonnenstrand
(Quelle: Die Aufnahmen wurden uns freundlicherweise von Werner Grundmann zur Verfügung gestellt.)

 

Originalbild der Halifax von 1944Hier der Scan eines Originalbildes der Halifax direkt nach dem Absturz. Die Aufnahme dürfte vom Bergführer stammen, der die Luftwaffenspezialisten damals zur Inspektion hochführen musste. Der Sohn des Bergführers hat das Bild der Sandy Air Corp. (Sandyair.com) zur Verfügung gestellt. Das Luftfahrtsmuseum in welches Teile der Halifax kommen wird diesen Sommer am Flugplatz Heringsdorf auf der Insel Usedom eröffnet (Hangar 10, Zirchow).

Die Bergung am Kreuzkarsee wird zudem in dem Buch von Wolfgang Falch "Geschichte einer Tötung" in einem Kapitel behandelt. Neben dieser Bergung kommen auch noch die Bergungen eines Wracks im Arlberggebiet und aus einem See ausführlich vor. (Das Buch handelt von dem Hintergrund von Flugzeugbergungen auf der Suche nach Nazigold, das gerüchteweise in einem der Wracks gefunden worden war).
(Quelle: Die Aufnahme wurde uns freundlicherweise überlassen von Sandyair.com)
In verschiedenen Taucherforen gibt es immer wieder mal Anfragen und Beiträge über das Flugzeugwrack im Kreuzkarsee. Verschiedene Expeditionen in Erwartung außergewöhnlicher Fundstücke über und unter Wasser wurden bereits dorthin unternommen.

Stellvertretend für alle Neugierigen einen 03/2008 im ehemaligen Taucherforum "scubaboard" veröffentlichten Thread:

"Bevor man an eine selbst organisierte Expedition an den Kreuzkarsees denkt, stelle man sich zunächst folgende Fragen:
  • Was erwartet man dort zu sehen?
  • Kann man 4 Std. ohne Pause bergauflaufen und dabei das gesamte Equipment tragen (z.B. komplette Taucherausrüstung)?
  • Macht es Spass 25 kg bergauf zu tragen?
  • Ist man konditionell in der Lage Aufstieg, Tauchgang und Abstieg zu machen und dabei noch Spass zu haben?
  • Wie sehr ist man mit den Bergen vertraut?
  • Wie trittsicher ist man bzw. hat die Bergwacht nicht schon so genug zu tun?

Einige Fragen lassen sich von selbst beantworten - den Rest gibt es hier:
Das Gebiet ist sehr einsam und am See gibt es definitiv keine Handyverbindung. In der Nähe des Sees gibt es keine einzige Hütte (ca. 2 Std. Gehzeit zur nächsten Hütte). Der See lohnt sich tauchtechnisch nur nach längerer Schönwetterperiode - ansonsten ist die Sicht gleich null. Erwarte kein Flugzeug oder Bomber zu sehen; alles was man sieht sind 2 Motorblöcke, ein paar Reifen, unendlich viele kleine Metallteile, Drähte, Propellernabe ohne Propellerblatt (Anheben geschweige denn Mitnehmen unmöglich), Sauerstoffflaschen und Kleinkram. Die Tiefe des Sees schwankt - 2003 lag sie bei 1,80m!!! (Red. Anmerk.: Thomas hatte damals nur 29 kg an Ausrüstung dabei). Ein direkter Aufstieg vom Tal (ca. 1.200 Höhenmeter) erfolgt durch völlig einsames Gebiet, der Weg ist steil und teilweise mit Seilen versichert - das letzte Stück ist weglos. Der See liegt in einer kleinen Scharte, die man weglos hoch und wieder runter muss - auf dem Rückweg das gleiche Spiel.

Fazit: Sehr lohnenswerte Gegend für eine reine Bergtour; der See rundet das Ganze zusätzlich ab. Für Abenteurer und Schatzsucher sehr grenzwertig - der ganze Aufwand lohnt sich absolut nicht.