Stuibenhaus


"Unterkunftshaus am Stuiben" bzw. "Stuibenhaus"
Aufnahme vom Stuibenhaus auf einer historischen Postkarte um ca. 1900 © Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Jochen Schaumburg Seitens eines Lesers unser Seite wurde an uns die Bitte herangetragen, das Schicksal des ehemaligen "Unterkunfthauses am Stuiben" oder besser bekannt als "Stuibenhauses" zu recherchieren. Er hat uns hierzu verschiedene Ansichten historischer Postkarten um die Jahrhundertwende (1900) zur Verfügung gestellt, auf der das Haus noch abgebildet ist. Seit 1920 gibt es hierüber jedoch keine Aufzeichnungen mehr und es verliert sich die Spur. Auf der Alpe Gund gab es die Auskunft, dass das Stuibenhaus irgendwann nach der Jahrhundertwende abgebrannt ist und nicht wieder aufgebaut wurde. Es stand nach dem Gatterl, auf ca. knapp dem halben Weg von der Alpe Gund zum Stuiben. Wenn man den genauen Standort kennt, lassen sich sogar noch die Reste der Grundmauern erkennen. Kurz danach zweigt vom Fahrweg links der Weg zum Stuiben ab.

Unsere Anfrage an verschiedene Einrichtungen landete schließlich auf Umwegen im Stadtarchiv Immenstadt, wo uns Herr Gerhard Klein freundlicherweise für einen groben Überblick folgende Auskunft erteilte:

Geschichte bzw. Schicksal:
Aufnahme vom Stuibenhaus auf einer historischen Postkarte um ca. 1900 © Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Jochen Schaumburg Ursprünglich stand an der Stelle des Stuibenhauses die Alpe "Obere Ehrenschwang", die zum Alpgebiet Ehrenschwang gehörte. Auf Initiative der Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt ließ der Eigentümer der Hütte, der Gutsbesitzer Johann Hirnbein, diese zu einem Unterkunftshaus umbauen.
Die Eröffnung fand am 11. August 1878 statt (ein Umbau erfolgte in 1912). Im Ersten Weltkrieg war das Haus durch Militär belegt, wodurch eigentlich schon der Verfall des Hauses begann. Nach dem Ersten Weltkrieg verkam das Haus durch rücksichtsloses Verhalten der Wanderer, die mit dem Gebäude nicht schonend umgingen, immer mehr. Es wurde geradezu als "Schandfleck" bezeichnet. Ein gewisser Kommerzienrat Hirsch-Gera habe noch versucht, das Gebäude wieder instandsetzen zu lassen. Am 30. August 1921 brannte das Stuibenhaus ab. Der Brand entstand durch fahrlässiges Verhalten einer Tourengehergruppe aus Kempten, die auf dem bloßen Boden des Hauses gekocht haben. Nachdem dadurch der Boden durchgebrannt war, bekam das Haus vom Keller her (ein solcher war also ebenfalls vorhanden) genügend Luft. Der geschätzte Schaden belief sich in damaliger Währung auf 80.000-100.000 Mark. Ein Wiederaufbau des Hauses erfolgte nicht mehr.
(Quelle: Auskunft v. Gerhard Klein Stadtarchiv Immenstadt 04.06.2008) - Herzlichen Dank!

Namentliche Erwähnung in historischer Alpin-Literatur:
weitere historische Aufnahme vom Stuibenhaus © Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Jochen Schaumburg Bergbesteigungen von Immenstadt: Stuiben (1.749m)
(3 - 3,5 Std, bequem und lohnend)

...hinter der Wirtschaft "Almag'mach" (1.150m) vom Fahrweg links ab und über den Graben. Dann schattiger Fußweg im Zickzack durch den Wald "Laubegund", über welchem der Ziehweg wieder erreicht wird, der in Windungen von der "Alpe Mittelberg" (Ehrenschwang) (1.369m) über die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau heraufführt. [Unweit der Alpe rechts ab Weg ins Weissachtal]. Zwischen Fahrweg und Waldweg Abkürzung über sogenannte "Schlucht". Auf dem Karrenweg links fort über Weideboden und eine kleine Moosfläche, dann am "Krätzenstein" (isolierter Nagelfluhfels), vorbei in 1,5 Std zum früheren
Stuibenhaus (1.587m) , das im Jahr 1921 bis auf die Fundamente abgebrannt ist. Von hier über Almboden in 0,5 Std. auf den Gipfel, mit Schutzhütte u. Orientierungspanorama (von A. Waltenberger) der AVS Allgäu-Immenstadt und Kempten....
(Quelle: Anton Waltenberger: "Allgäu, Vorarlberg, Westtirol nebst angrenzenden Gebieten" Bergverlag Rudolf Rother, München 16. Auflage v. 1923)
"Stuibenpavillon"
Im Zusammenhang mit den Recherchen zum Stuibenhaus haben wir auch einen Blick auf die Geschichte des "Stuibenpavillon" werfen können. Die Geschichte des "Stuibenpavillon" ist fest verbunden mit der Geschichte der Alpenvereins-Sektion "Allgäu-Kempten" (vormals Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt) und damit dem Deutschen Alpenverein insgesamt:

Geschichte bzw. Schicksal:
historische Aufnahme vom Stuibenpavillon Ein runder, hölzerner Pavillon auf dem Gipfel des Stuiben, 1872 vom Kemptener Stadtbaumeister Riss entworfen und für 961 Goldmark errichtet, wurde die erste Alpenvereinshütte auf deutschem Boden. Der 1. Vorsitzende der 1871 gegründeten Alpenvereins-Sektion "Allgäu-Kempten", der königlich-baierische Bezirksgerichtsrat Dr. Julius Oertel, hatte die Hütte feierlich eröffnet. Erst am 26. Juli 1885 konnte dann mit der Rappenseehütte die erste "richtige" Hütte der Sektion eröffnet werden.

Bis zum 1. Weltkrieg stand das runde Schutzhaus dort. Dann wurde es, da völlig verwahrlost und nicht mehr gebraucht, zwecks Beseitigung niedergebrannt. Das Wort "Rückbau" war damals noch nicht erfunden, ein Abbrennen dieser Art noch erlaubt.
(Quelle: DAV Sektion Allgäu-Kempten Geschichte und Festschrift zum 125 jährigen Bestehen der Sektion)